#27: Wohnort-Arroganz à la "Suche in Prenzlauerberg / Wien Neubau" ist einfach nur peinlich

The Bleeding Overachiever - Ein Podcast von Bianca Jankovska, Iris Böhm

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Wenn ich wissen will, ob mein Gegenüber ein arrogantes Arschloch ist, brauche ich nur meinen neuen Wohnort erwähnen.  „Wie? Du wohnst freiwillig im 10.?“ „Ohje, … im Zehnten?“ „Da musst du aber schon gut auf dich aufpassen, gell ;))“ Ja, es ist wahr – ich bin ich den FURCHTBARSTEN BEZIRK Wiens gezogen. Und das freiwillig! Was für viele Bewohner der inneren Bezirke 5, 6, 7, 8 oder 9 unmöglich scheint, ist für mich absolut kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Ich kann es nicht verstehen, warum so viele Menschen ihre Identität über die Postleitzahl definieren, sich niemals aus ihrem Privilegierten-Kiez rund um die Zollergasse hinausbewegen oder sich eher verschulden würden, als aus dem Prenzlauer-Berg wegzuziehen. Da nimmt man die überteuerten Mietpreise, die überteuerten Poké-Bowls und die Wochenend-Touris doch liebend gerne in Kauf für diesen ganzjährigen … Luxus. Wohnortarroganz ist ein neues Wort, das ich aus Betroffenheit für dieses Phänomen „erfunden“ habe. Denn es zeigt sehr schön auf, was Menschen unter einem „guten Leben“ verstehen – und, was nicht.  Für viele ist es eben kein schönes Leben, neben Migras, Geflüchteten und Arbeitern nichtdeutscher Herkunft zu wohnen. Und obwohl die oft hochgebildeten Menschen sich selbst natürlich nicht als Rassisten und Klassisten begreifen, offenbaren sie mit ihrer Wohnortarroganz doch so manches Vorurteil. Na dann – viel Spaß bei diesem lange überfälligen Rant.