Hörbahn on Stage: Jens Rosteck liest aus “Den Kopf hinhalten”

Literatur Radio Hörbahn - Ein Podcast von Hoerbahn

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Töten. Ohne mit der Wimper zu zucken. Lieben. Und sich nach Gegenliebe sehnen. Als Spross einer erfolgreichen britischen Scharfrichter-Dynastie hat der begabte und früh berufene Henker Rupert Beaufort jahrzehntelang sein Gewissen unter Kontrolle, seine Emotionen im Griff und die öffentliche Meinung auf seiner Seite. Hunderte von tadellos ausgeführten Exekutionen gehen auf sein Konto. Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges muss er sich neuen, unerwarteten Herausforderungen stellen und immer größere Hürden überwinden, um seines makabren Amtes zu walten. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn sieht er sich gezwungen, den italienischen Pianisten Sandro Magazzano, ein ehemaliges Wunderkind, hinzurichten: einen ebenfalls hochtalentierten Mann, der wie er bis zum Äußersten zu gehen bereit ist. Jens Rosteck zeigt in seinem fesselnden Romandebüt, wie herrschende Moral und individuelle Gefühle zwei ungleiche Einzelkämpfer und Vorbilder in kaum lösbare Konflikte stürzen. Und wie problematisch Verkündung wie Vollstreckung der Todesstrafe zu allen Zeiten gewesen sind, wenn, wie hier, im England der Fünfzigerjahre, geltendes Recht mit Menschenwürde und dem ewigen Anspruch auf Zuneigung und Gerechtigkeit kollidiert. Jens Rosteck, 1962 geboren, lebte viele Jahre in Paris und an der Côte d’Azur, wo er neben Essays zur Musik- und Literaturgeschichte eine Reihe von literarischen Biografien verfasste, u. a. über Paul Bowles, Kurt Weill, Oscar Wilde und Bob Dylan. Zuletzt publizierte er viel beachtete Monografien über Hans Werner Henze und Édith Piaf. Der promovierte Musikwissenschaftler, Kulturgeschichtler, Pianist und Autor mehrerer Städteporträts wohnt heute im Badischen.