Fall Lisa 2.0: Desinformation 2016 und heute

Die erfundene Vergewaltigungsgeschichte eines minderjährigen Mädchens löste 2016 eine Diskussion um Russischsprechende in Deutschland aus. Damals machten sich Medien und Politiker große Sorgen speziell um das Vertrauen der Russlanddeutschen in den deutschen Rechtstaat und ihre Anfälligkeit für russländische Propaganda. Über die Ereignisse und Entwicklungen berichtete Medina Schaubert, Vorsitzende der Marzahner Vereins Vision e.V., im Beitrag des Dossiers „Russlanddeutsche“ der Bundeszentrale für politische Bildung: „Wie soll sich jemand fühlen, wenn er oder sie noch vor einigen Tagen vor dem Kanzleramt auf Geheiß von Rechtspopulisten gegen Merkel, gegen Flüchtlinge und gegen die deutsche Politik protestiert hat? Wie kann ein Jeder und eine Jede für sich die Frage beantworten, wie es so weit kommen konnte, dass erwachsene Menschen, die es eigentlich besser hätten wissen können, sich von russischen Staatsmedien haben beeinflussen lassen? Wie denken nun die anderen über uns als Russlanddeutsche? Diese Fragen kann sich kaum jemand der Aktiven im Verein Vision e.V. selbst beantworten, ohne sich dabei zu schämen, verführt worden zu sein.“ Wie Desinformation funktionieren kann, wird auch aktuell in Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg deutlich. Neben tatsächlichen Anfeindungen gegenüber russischsprechenden Menschen kursieren in sozialen Netzwerken und Chatgruppen viele Fakenews zur Diskriminierung dieser Gruppe in Deutschland. Fälle von tatsächlichen oder fungierten Anfeindungen werden vermischt. Welche Konsequenzen das derzeit hat, wie sich Russischsprechende vor Desinformation sowie einer Instrumentalisierung durch kremlnahe Netzwerke in Deutschland schützen können und wie der Dialog innerhalb von Familien weiterhin funktionieren kann – darüber sprechen wir in dieser Folge mit dem Politologen Dr. Felix Riefer und Friederike Raiser, Referentin für politische Bildung bei „o[s]tklick – demokratisch antworten“.

Om Podcasten

Der Podcast über Aussiedler für Menschen mit und ohne Migrationskoffer voller Geschichten. Aufgewachsen in einem sozialistischen System, Auswanderung und Neuanfang – solche und viele andere Erfahrungen einen Aussiedler aus postsozialistischen Staaten, die heute in Deutschland leben. Der neue Podcast „Steppenkinder“ will das Spezifische der Russlanddeutschen als eine Gruppe der Aussiedler sichtbar machen. Gleichzeitig geht es den Machern Ira Peter und Edwin Warkentin darum, einer breiten Öffentlichkeit Wissen zu universellen Themen wie Identität, Erinnerungskultur, Migrations- oder Integrationserfahrung zu vermitteln. Dafür sprechen sie mit Interviewgästen aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. Ira Peter ist Medien- und Kulturschaffende, Edwin Warkentin Kulturreferent für Russlanddeutsche. Sie gehören zur „mitgebrachten Generation“ der Russlanddeutschen, die im Kindes- und Jugendalter mit ihren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland einwanderten. Weil beide zudem wie ein Großteil der (Spät-)Aussiedler aus der kasachischen Steppe stammen, nennen sie ihren Podcast „Steppenkinder“. Alle drei Wochen gibt es eine neue Folge. Ein Projekt des Kulturreferats für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, gefördert durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien. www.russlanddeutsche.de/podcast www.instagram.de/steppenkinder