Der Untergang der „Wilhelm Gustloff“ – SG #222

Slow German - Ein Podcast von Annik Rubens - Dienstags

Die Wilhelm GustloffShow Podcast InformationDie Geschichte der Titanic kennst du sicher. Aber kennst du auch die Geschichte der "Wilhelm Gustloff"? Das war ein deutsches Schiff, das von einem U-Boot angegriffen wurde und sank. Zwischen 4000 und 9000 Menschen kamen ums Leben. Ich erzähle dir die ganze Geschichte. Das Schiff wurde in Deutschland gebaut und war 1938 fertig. Adolf Hitler war bei der Schiffstaufe dabei. Es wurde auf den Namen "Wilhelm Gustloff" getauft, das war kurz gesagt ein Nazi. Das Schiff war für den Transport von Menschen gedacht. Es hatte Kabinen mit Kleiderschrank, Waschbecken mit fließendem Wasser, Tisch und Stühlen und einem Sofa. Toiletten, Duschen und Badewannen waren außerhalb der Kabine und wurden von verschiedenen Menschen benutzt. Man teilte sich also das Bad. Außerdem hatte das Schiff noch ein Schwimmbad und einen Aufenthaltsraum, eine Turnhalle, eine Musik- und Theaterhalle, Speisesäle und eine eigene Bäckerei und Schlachterei. Es war also wie du dir vorstellen kannst ein großes Schiff. 208 Meter lang und 23 Meter breit. Zum Vergleich: Die Titanic war ungefähr 60 Meter länger und 5 Meter breiter. Jetzt musst du dir vorstellen, dass die Welt gerade auf den Zweiten Weltkrieg zusteuert. Die Nazis werden immer mächtiger. Sie schicken die "Wilhelm Gustloff" 1938 nach London. Dort soll es die in England lebenden Deutschen besuchen und sie bei der Reichstagswahl wählen lassen. Danach fuhr das Schiff nach Portugal. Später ging es nach Italien, Norwegen, Spanien. Es war also einfach ein Kreuzfahrtschiff. Und dann begann der Krieg. Kreuzfahrten gab es nicht mehr. Die "Wilhelm Gustloff" wurde zum Lazarettschiff. Ein Lazarett ist ein Krankenhaus im Krieg, in dem Verwundete gepflegt werden. Das Schiff transportierte Verletzte und wurde grau gestrichen, damit es sich besser tarnen konnte, also nicht so gut sichtbar war. Und jetzt schauen wir nach Ostpreußen. Das ist ein Gebiet, das heute zu Polen beziehungsweise Russland und Litauen gehört. Gegen Ende des verlorenen Krieges wurden die Menschen von dort evakuiert. Man brachte sie nach Deutschland. Die "Wilhelm Gustloff" half mit und transportierte viele Menschen. Am 30. Januar 1945 legte sie in Gotenhafen ab, sie hatte ungefähr 10.000 Passagiere an Bord. Ungefähr 8800 von ihnen waren Zivilisten, viele davon Kinder. Dazu noch Soldaten der Wehrmacht, einige von ihnen verwundet. Vier Kapitäne waren an Bord. Sie wussten, dass es eine gefährliche Reise werden würde. Denn sowjetische U-Boote waren in dieser Region unterwegs. Was sollten sie tun? Sie überlegten, abgedunkelt zu fahren, also ohne Licht. Oder durch sehr flaches Wasser, wo die U-Boote nicht fahren konnten. Dafür war das Schiff aber zu schwer, es hatte zu viele Menschen geladen. Letztlich fuhren sie beleuchtet durch normal tiefes Wasser - und wurden am Abend von einem sowjetischen U-Boot gesichtet. Vier Torpedos wurden abgeschossen, drei davon trafen die "Wilhelm Gustloff". Das Schiff wollte einen Notruf senden, aber die Anlage war kaputt. Sie versuchten es über ein UKW-Funkgerät, das aber nicht sehr weit funken konnte. Die Notrufe wurden nicht gehört. Die "Wilhelm Gustloff" schoss Leuchtsignale in die Luft, und das Begleitschiff "Löwe" sah diese Signale. Es sendete den Notruf - aber auf der falschen Frequenz. Man kann also sagen dass viele unglückliche Zufälle dazu führten, dass die Notlage des Schiffes viel zu spät bemerkt wurde. Die helfenden Schiffe konnten nur 1252 Menschen retten. Eine Stunde später sank das Schiff. Man weiß nicht genau, wie viele Menschen an Bord waren, da sie in Panik auf der Flucht waren, da gab es keine genaue Registrierung. Schätzungen gehen aber davon aus, dass 9000 Menschen bei diesem Unglück ums Leben kamen. Wie bei der Titanic gab es zu wenige funktionierende Rettungsboote.