4. Patientin Psychiatrie - Schädliche Helfer?
Patientin Psychiatrie - Ein Podcast von Unabhängiger Arbeitskreis zur Krise der Psychiatrie - Samstags

Antidepressiva und ihr Nutzen sind in den letzten Jahren zunehmend hinterfragt worden, spätestens seit der Streit um eine fragliche Überlegenheit gegenüber einem Placebo durch eine Sichtung aller Zulassungsstudien befeuert wurde. Trotz zunehmender Verschreibungszahlen, nimmt die Zahl der Patient:innen aber nicht ab. Rechtzeitig kommt eine neue Produktpalette mit einem neuen Versprechen auf den Markt - die Dissoziativa... Teil 2 der Serie "Depressivität" über Kosten und Nutzen der medikamentösen Behandlung mit Jan BgB, Stefan Weinman und Carola Stiglmayr . Email: [email protected] Zu Minute 12.50: Es gibt eine Reihe von Hinweisen zu möglicherweise bessern Verläufen der Depression ohne Einsatz von Antidepressiva. Allerdings ist die Evidenzlage nicht so klar: Eine große Meta-Analyse (Cuijpers P, Miguel C, Harrer M, et al. Cognitive behavior therapy vs. control conditions, other psychotherapies, pharmacotherapies and combined treatment for depression: a comprehensive meta-analysis including 409 trials with 52,702 patients. World Psychiatry. 2023 Feb;22(1):105-115) legt nahe, dass kognitive Verhaltenstherapie kurzfristig gleich wirksam ist wie eine antidepressive Medikation, aber langfristig wirksamer in der Verhinderung von Wiedererkrankungen. Das bedeutet, dass kognitive Verhaltenstherapie langfristig am wirksamsten ist (wirksamer als Medikation), und dass die zusätzliche Gabe eines Antidepressivums möglicherweise nichts bringt. Eine deutsche naturalistische Studie (aus der Oberberg-Klinik in Marienfeld in NRW) konnte zeigen, dass eine stationäre Behandlung der Depression die Depressivität wirksam reduzieren konnte, dass Antidepressiva aber keinen Anteil hatten, sondern nur der psychotherapeutische Zugang: Maß R et al. Inpatient treatment decreases depression but antidepressants may not contribute. A prospective quasi-experimental study. Comprehensive Psychiatry 94 (2019) 152124 Eine britische naturalistische Studie, dass bei 130 Patienten nach sechs Monaten die Besserungsraten nichtmedikamentös behandelter Patienten bei 71 Prozent lagen und bei den medizierten bei 61%. Menschen mit Antidepressiva-Therapie ging es im Trend im Verlauf schlechter als denjenigen, die nie mit einem Medikament begonnen hatten – wobei der Schweregrad kontrolliert worden war und nicht für die Unterschiede verantwortlich war: Brugha TS, Bebbington PE, MacCarthy B, Sturt E, Wykes T. Antidepressants may not assist recovery in practice: a naturalistic prospective survey. Acta Psychiatr Scand. 1992 Jul;86(1):5-11 Eine randomisierte kontrollierte Studie von Dobson et al. 2008 () zeigte, dass eine Verhaltensaktivierung und insbesondere eine kognitive Verhaltenstherapie zu weniger Rückfällen führt nach 24 Monaten wie wenn eine antidepressive Medikation gestartet wurde und nach einiger Zeit wieder reduziert und angesetzt wurde. Die Psychotherapie ist nachhaltiger, auch wenn sie dann im Verlauf beendet wurde. Die Medikation schützt nur vor weiteren Rückfällen wenn sie (unendlich) weitergenommen wird, aber dies wird häufig nicht erreicht oder gewünscht wegen der Nebenwirkungen: Dobson KS, Hollon SD, Dimidjian S, Schmaling KB, Kohlenberg RJ, Gallop RJ, Rizvi SL, Gollan JK, Dunner DL, Jacobson NS. Randomized trial of behavioral activation, cognitive therapy, and antidepressant medication in the prevention of relapse and recurrence in major depression. J Consult Clin Psychol. 2008 Jun;76(3):468-77 Auf diese letzte Studie nimmt auch Jürgen Margraf Bezug: https://psychologie-journal.de/psychologie/1405/psychotherapie-ist-wirkungsvoller-als-psychopharmaka/ Eine neuere Auswertung in Psychological Medicine (Hani Zainal 2024) hat gezeigt, dass Psychotherapie wirksamer war als AD alleine oder kombinierte Behandlung in der Vermeidung unerwünschter Wirkungen wie Suizidversuche oder Suizide oder krisenhafte stationäre Aufnahmen war: “To conclude, the present meta-analysis consistently found that psychotherapy monotherapy had stronger aggregate e