Der ferne, nahe Krieg

"Putin dachte, er könnte in die Ukraine einfallen und die Welt würde sich überschlagen. Stattdessen traf er auf eine Mauer der Stärke, die er sich nie hätte vorstellen können. Er traf auf das ukrainische Volk." Die Rede zur Lage der Nation, die US-Präsident Joe Biden vor dem versammelten Kongress gehalten hat, war in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Denn sie begann mit Außenpolitik, mit dem Krieg in der Ukraine, mit der Weltkrise. Eigentlich spricht ein amerikanischer Präsident in seiner State of the Union vor allem über seine innenpolitische Agenda. Doch Biden hat als Präsident im Konflikt mit Russlands Präsident Wladimir Putin alte westliche Bündnisse neu gestärkt und bestärkt und muss diesen Krieg in den Fokus seiner Politik stellen, auch wenn es innenpolitische Risiken bedeutet. Denn wie solidarisch sind die USA mit der Ukraine und einem für sie fernen Krieg, wenn die Folge in der Heimat noch weiter steigende Benzinpreise sind, die Inflation anhält und womöglich Hackerangriffe drohen? Darüber sprechen wir im US-Podcast und bewerten Bidens Rede zur Lage der Nation. Außerdem: Als Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Ausbruch des Krieges nach Washington D.C. reiste, war die Stimmung angespannt. Zwar betonten Scholz und Biden das Vertrauen in die transatlantische Partnerschaft, aber die Irritationen aufseiten der USA über Deutschlands Verhalten in der Debatte um Nord Stream 2 waren deutlich. Das ist auch ein Grund, warum die Zeitenwende in der deutschen Außenpolitik, die Scholz mit seiner Rede vor dem Bundestag nach dem Kriegsbeginn ankündigte, auch im politischen Washington genau wahrgenommen wird. Als Vizebundeskanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck vergangene Woche in die USA reiste, war die Stimmung eine andere, es war fast ein roter Teppich, der da für ihn ausgerollt wurde. Finanzministerin Janet Yellen, der nationale Sicherheitsberater Jack Sullivan, der Klima-Sonderbeauftragte John Kerry, Energieministerin Jennifer Granholm und spontan auch noch Außenminister Antony Blinken: Sie alle empfingen Habeck. Dank und Anerkennung für die neue Leadershiprolle der Deutschen sei nun zu hören, heißt es während des Habeck-Besuchs aus Regierungskreisen. Was auch die vielen offenen Türen erklärt. Ein Austausch auf Augenhöhe im Angesicht einer Krise, die der Westen nur gemeinsam bewältigen kann. Verändert das die transatlantische Beziehung nachhaltig? Und im "Get-out": die Serie "Diener des Volkes" mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die US-Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou und ihr Buch "I Know Why The Caged Bird Sings". Dieser Podcast erscheint aufgrund der aktuellen Lage bereits mittwochs, normalerweise erscheint er alle zwei Wochen donnerstags, die nächste Folge am 24. März. Sie erreichen uns per Mail an [email protected].

Om Podcasten

Das transatlantische Bündnis steckt in der Krise. Donald Trumps Präsidentschaft hat Spuren hinterlassen. Das Coronavirus verheert die USA. Und Demokraten und Republikaner sind zerstritten wie noch nie. Klaus Brinkbäumer und Rieke Havertz lieben die USA, obwohl sie manchmal an ihnen verzweifeln. Klaus Brinkbäumer ist Programmdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig. Er war Chefredakteur des "Spiegel" und berichtete für DIE ZEIT und ZEIT ONLINE aus den USA. Rieke Havertz ist Usa-Korrespondentin von ZEIT ONLINE. Sie reist regelmäßig für Recherchen in die USA. In diesem Podcast sprechen sie über aktuelle Debatten aus den USA und den Wahlkampf 2024. Aber auch über Burger und Basketball, über das Silicon Valley und den Supreme Court, über Drogen und TV. Denn um US-Politik zu verstehen, muss man die Amerikaner verstehen – mit ihren Leidenschaften, Nöten und Eigenarten. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-abo