Der junge Gott. Claudio Abbado – Physiognomie eines Faszinosums (1/26)

Claudio Abbado erschien als die große Sphinx, als schweigsamer Verführer und zugleich "betont italienisch" in Berlin. Seine Fräcke schienen eleganter, sein Auftreten weltgewandter, seine Verweigerungshaltung anziehender als bei jedem seiner Vorgänger bei den Berliner Philharmonikern. Steckbrief eines Vielgesuchten.

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Claudio Abbado war der erste Lässige in einer aufgesteiften Klassik-Welt und machte sie sinnlicher. Er stammte aus Mailand, kam über Wien und London nach Berlin. Hier begründete seine 12-jährige Ära bei den Berliner Philharmonikern ein neues Bild des Dirigenten. Er verjüngte das Orchester wie kein anderer. Abbado sprach wenig, teilte den Ruhm dafür gern mit befreundeten Solisten wie Maurizio Pollini oder Martha Argerich. Im Konzert konnte er ein Orchester ungeahnt "abheben" lassen. Exzeptionelle Aufnahmen gelangen ihm bei Mahler, Beethoven, Haydn, Rossini und einigen Verdi-Opern.