Folge 52 - Die Welt unser Traum (Hermann Hesse) ***mit Gast***

Lyrikschule - Ein Podcast von Johannes Thiele

Gibt es eine Welt außerhalb unseres Geistes - oder ist vielmehr jeder Einzelne der Schöpfer seines eigenen Universums, seiner eigenen Realität. Diesen Gedanken hat Hermann Hesse kunstfertig in Verse gebannt. Mit meinem Gast für diese Folge, Jan-Henrik Flecke, spreche ich über die Deutungsmöglichkeiten dieses philosophisch-lyrischen Textes. Gerade für Jugendliche enthält er spannende Botschaften, ist aber eigentlich in jedem Alter mit Gewinn zu lesen. Genau das zeichnet große Literatur aus. Hermann Hesse Die Welt unser Traum Nachts im Traum die Städt‘ und Leute, Ungeheuer, Luftgebäude, Alle, weißt du, alle steigen Aus der Seele dunklem Raum, Sind dein Bild und Werk, dein eigen, Sind dein Traum. Geh am Tag durch Stadt und Gassen, Schau in Wolken, in Gesichter, Und du wirst verwundert fassen: Sie sind dein, du bist ihr Dichter! Alles, was vor deinen Sinnen Hundertfältig lebt und gaukelt, Ist ja dein, ist in dir innen, Traum, den deine Seele schaukelt. Durch dich selber ewig schreitend, Bald beschränkend dich, bald weitend, Bist du Redner und Hörer, Bist du Schöpfer und Zerstörer. Zauberkräfte, längst vergeßne, Spinnen heiligen Betrug, Und die Welt, die unermeßne, Lebt von deinem Atemzug.