252 “Digitalisierung geht bei uns nicht!”

LEBEN-FÜHREN - Ein Podcast von Olaf Kapinski - Montags

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Digitalisierung ist in aller Munde. Wenn Sie diese Episode anhören, sollten Sie unbedingt die Episode 251 – zu lange Betriebszugehörigkeit anhören. Denn das hat alles miteinander zu tun. Zunächst grenze ich Digitalisierung mal von Elektrifizierung ab. Der Begriff kommt von Alexander Graf, der den Kassenzone-Podcast betreibt. Als Beispiel: Ein großes deutsches Handelshaus um 1950, vermisst seine Kunden und diese gehen anschließend mit dem passenden Anzug zur Kasse. Dieser Laden ist elektrifiziert, wenn die Kasse heute elektronisch ist und die Daten direkt ins entsprechende System geleitet werden. Um das Beispiel jetzt rund zu machen: In einem digitalisierten Handelshaus gäbe es einen 3D-Scanner, der die Bodymaße nimmt und anschließend käme ein Verkäufer, der genau die passenden Hemden rausgibt. Hierarchien durch Digitalisierung auflösen?! Werfen wir mal ein Auge darauf, wie Armeen funktionieren. Eigentlich haben die schon immer einen klaren Auftrag und nein, vorher gibt es keine demokratische Diskussion zwischen den einzelnen Mitgliedern. Außerdem sind beispielsweise die, die vorne mit dem Speer und dem Helm stehen, günstiger auszubilden, als die, die das strategische Gesamtbild im Blick haben. Prinzipiell wird es in der Hierarchie nach oben hin immer teurer. Die Idee hinter der Digitalisierung, die ich teilweise wahrnehme, ist, dass die Entscheidungspyramide verändert wird und Entscheidungen von mehreren Ebenen aus getroffen werden. Durch Digitalisierung passieren folgende Dinge: Die Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters soll angehoben und gleichzeitig sollen dadurch Hierarchien abgebaut werden. Einfach weil eben dadurch mehr Entscheidungen von Mitte, beziehungsweise oben durchgereicht werden sollen. Als IT-ler kann man beobachten, dass viele, einfache Aufgaben wegfallen. Beispiel: Ich brauche dann keine 8 Leute mehr, die irgendwelche Papiere oder Rechnungen einscannen. Im Zuge der Digitalisierung sind die dann direkt arbeitslos. Ebenso kann das Führungskräfte betreffen, die in ihrer Position sind, weil sie da irgendwie hineingerutscht sind und nicht, weil sie den Laden rocken. Es gibt also immer Leute, die Digitalisierung fürchten müssen. „Wir wollen, dass Leute Verantwortung übernehmen!“ Das passiert aber nicht durch Digitalisierung. Die Leute, die schon jetzt keine Verantwortung übernehmen und keine Entscheidungen treffen, die werden das auch später nicht tun. “Digitalisierung ist super, wir schmeißen jetzt das mittlere Management raus und dann empowern wir alle!“ Die typischen Buzzwords, wenn Sie einen teuren Consultant anheuern. Für mich stellen sich aber Fragen! Warum wollen Menschen keine Verantwortung übernehmen? Weil sie irgendwann mal schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Diese Menschen haben mal eine Entscheidung getroffen und sind dafür extrem verurteilt worden. In deutschen Firmen ist es üblich, dass wenn etwas schiefgeht, direkt ein Schuldiger gesucht wird. Das bedeutet weiter, dass jeder, der Verantwortung übernehmen möchte, potenziell ein Risiko eingeht. Es gibt natürlich auch genügend Leute, die eine Entscheidung weder treffen können, noch wollen. Menschen haben sich von der Firma mental abgewandt. Selbst, wenn die Fähigkeit bestünde, Entscheidungen treffen zu können, gibt es Menschen, die es nicht tun, weil sie denken „die da oben, machen doch eh, was sie wollen.“ Und im schlimmsten Fall geht das über bis ins Privatleben, in dem Menschen komplett in die Opferrolle fallen und eigentlich ein komplett gelähmtes Leben führen. Grundsätzlich meine ich, dass diese „Leute-empowern-Geschichte“ nicht ganz unkritisch zu sehen ist, weil einfach davon ausgegangen wird, dass Mitarbeiter grundsätzlich Entscheidungen treffen wollen und können,