237 Täter – Opfer – Retter
LEBEN-FÜHREN - Ein Podcast von Olaf Kapinski - Montags

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Die meisten von Ihnen kennen folgende (oder zumindest ansatzweise ähnliche Situationen): Der Chef macht darauf aufmerksam, dass der Mitarbeiter schon wieder zu spät zum Meeting erschienen ist und dass er bitte doch pünktlich kommen soll. Daraufhin antwortet der Mitarbeiter dann, dass er noch den Kundenanruf zu ende machen musste und dass der Chef ja gesagt hat, Kunden seien wichtig. Die meisten Chefs reagieren auf sowas meistens mit den folgenden drei Antworten: 1. Der Kunde ist wichtig. Worum ging es denn diesmal? 2. Ja ich verstehe, aber wir hatten uns doch gemeinsam darauf geeinigt, dass uns die Teammeetings auch wichtig sind. 3. Natürlich ist der Kunde wichtig, aber der springt uns schon nicht ab, nur weil Sie pünktlich im Teammeeting erscheinen. An diesem plakativen Beispiel erkennen Sie, dass diese Diskussionsschleife endlos weitergeführt werden kann. Der Mitarbeiter sagt dann z.B. „Na gut, dann würg ich den Kunden das nächste Mal eben ab!“ Der Chef dann: „Nein, das hab ich nicht gesagt!“ Usw. Und das Gute an der ganzen Geschichte: Es gibt eine Lösung dafür! Das Drama-Dreieck Der oben genannte Dialog ist ein Akt mit drei Rollen: Täter, Opfer und Retter. Die meisten Menschen werden das Gefühl kennen, wenn sie innerhalb eines Dialoges in eine Ecke gestellt werden, von der sie glauben, dass sie dort nicht hingehören. Das Hauptproblem des Drama-Dreiecks ist der Automatismus, der ausgelöst wird. Ein Beispiel aus dem wahren Leben. Ein Pärchen plant eine Familienfeier. Sie geht los, um noch was zu erledigen und sagt: „Schaaatz, du kannst auch mitkommen, wenn du willst!“ Er: „Nein, ich hab noch was zu tun!“ Sie dann wieder: „Achso, du bist also der Einzige der hier was macht, oder was?“ Er versteht die Welt nicht mehr und ist mit einem Vorwurf konfrontiert, den er gar nicht gemacht hat. Am Ende der Geschichte steht dann nicht mehr die Familienfeier im Mittelpunkt, sondern die beiden haben auf einmal einen Streit auf der Beziehungsebene. Wo ist das Problem? Die ersten beiden Sätze des Beispiels sind einfach Sätze. Allerdings nimmt die Frau nach dem zweiten Satz die Opferrolle ein. Meint, sie nimmt den Satz des Mannes („ich habe noch zu tun“) als Täterrolle wahr. Kurzum, sie fühlt sich in die Opferrolle gedrängt, weil sie einem Angriff ausgesetzt war. Und genau hier beginnt das Problem. Das Drama-Dreieck nimmt seinen Lauf. Ganz viel von dieser Reaktionsweise passiert automatisch. Weil wir das so vorgelebt bekommen und es eben selber auch immer wieder tun. Das Drama-Dreieck beschreibt Gesprächs- und Konfliktsituationen zwischen zwei und mehr Leuten. Üblicherweise ist es so, dass ein Teilnehmer der Situation eine Rolle einnimmt, weil der andere das so herbeiführt. Also wenn einer hört, dass das Gegenüber die Täterrolle einnimmt, dann schlüpft die entsprechende Person gerne automatisch in die Opferrolle. Die Rollen in dem Spiel Ein Täter ist der Meinung, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Er kritisiert, er setzt herab und macht Vorwürfe. Solche Menschen finden sich häufig im Firmenumfeld in der oberen Ecke der Hierarchien. Grade schwache Chefs sind ständig in der Täterrolle unterwegs. Sie vermitteln den Eindruck, dass die anderen nicht gut genug sind. Aus meiner Sicht, um die eigenen Schwächen zu verstecken. So züchtet man sich im übrigen Opfer. Opfer ziehen sich zurück und warten, bis der Sturm vorüber ist. Sie sind unterwürfig und spielen hilflos. Ein Opfer braucht nicht aktiv zu werden, es lässt sich einfach anschreien. Zusätzlich ist es super leicht, ein Opfer zu sein. Opfer zeigen leidende Reaktionen, solange bis der Retter auftaucht. Der Retter ist der Held. Er wird endlich wieder gebraucht. Der Retter könnte selbst als Täter einspringen, was jedoch von den anderen nicht so beklatscht wird. An sich ist das natürlich toll, wenn der Held sich vor das arme Opfer stellt und heldenhaft den Retter spielt. Allerdings schwingt dort eine Einstellung mit: Oh...