Ordenskommende

http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Ordenskommende.mp3 Audio-Podcast: 08:19 min Kennen Sie… die Ordenskommende? Wie ein kleines Schloss steht es mitten in der Stadt. Ein Weg führt unter Bäumen und an Wiesen vorbei auf ein prachtvolles Portal zu. Mit seinem umgebenden Mauern und Zäunen wirkt es im Areal der Trierer Berufsbildenden Schulen wie ein vergessenes Kleinod. Ursprünglich als Sitz des Deutschen Ordens errichtet, beherbergen das Haus und seine beiden Nebengebäude aus dem 18. Jahrhundert heute verschiedene Institutionen aus Bildung und Kultur. Trier. Seit 1242 ist in Trier ein Ordenshaus des Deutschen Ordens bezeugt. Der Ritterorden entstand in Folge der Kreuzzüge des 12. Jahrhundert und breitete sich schnell im heutigen Mitteleuropa aus. In der Blüte der Aktivitäten der Deutschordensritter entstanden um das Jahr 1300 zahlreiche Backsteinburgen im Deutschordensland, dem späteren West- und Ostpreußen. Berühmtestes Beispiel ist die Marienburg (1309-1454), der größte Backsteinbau Europas in der polnischen Stadt Malbork. Auch ein halbes Jahrhundert später noch bauten die jahrhundertelang karitativ und politisch machtvollen Deutschordensritter groß und unübersehbar. Im Heiligen Römischen Reich gliederte sich der Orden territorial in einzelne Balleien, also Verwaltungseinheiten auf, die von einem Landkomtur geleitet wurden. Genau ein solcher Sitz befand sich für die Ballei Lothringen seit 1295 in Trier. In den Ordenskommenden lebten sowohl Ritter, Priester als auch Laien ein klösterliches Leben. Im Trierer Deutschen Orden fanden sich vornehmlich Angehörige der Trierer führenden Familien, von denen zahlreiche Stiftungen belegt sind. So geht auch der Standort der Ordenskommende am Trierer Schießgraben auf eine Schenkung des Trierer Schöffen und Deutschherren Jakob von Oeren aus dem Jahr 1294 zurück. Im Jahr 1305 wurde ihn Trier auch eine Kirche des Deutschen Ordens errichtet, welche über Jahrhunderte hier stand und erst 1803 nach der Aufhebung der Kommende abgebrochen wurde. Schon nach der Reformation löste sich das gemeinschaftliche Leben im Deutschen Orden auf, die Hauptaufgabe bestand von nun an im Militärdienst. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs begann ab 1648 eine Phase des Neubeginns – vor allem architektonisch. Nicht nur der Hauptsitz in Mergentheim wurde mit Schloss und Kirche ausgestattet, auch die regionalen Verwaltungssitze wurden erneuert. In Trier errichteten die Trierer Deutschherren, wie sie auch genannt wurden, um 1731 auf dem von der Familie Oeren überlassenen Gelände einen zweigeschossigen Neubau, der durch elf Achsen gegliedert ist. Das barocke Gebäude ist mit einem für damalige Verhältnisse modernem Mansarddach gedeckt. Besonders hervorgehoben wird die Mittelachse aus unverputztem Sandstein und einem prachtvollen ornamentierten Eingangsportal. Über der Türe befindet sich das Wappen des ab 1701 hier residierenden Landkomturs auf dem Wappen des Deutschherrenordens, einem schwarzen Kreuz auf silbernem Grund. Das oben liegende Wappen zeigt nochmals das Ordenskreuz in zweifacher Ausführung sowie das Wappen der Familie Stein-Kallenfels mit einem laufenden Löwen auf grünem Untergrund. Über dem Fenster des ersten Geschosses findet sich schon auf Höhe des Daches ein weiteres Wappen unter einem geschweiften Giebel. Das farbenfroh gefasste Schild ist das des damaligen Hochmeisters des Deutschen Ordens, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, der auch Fürstbischof von Trier und Mainz war. 1762 ließ der Landkomtur Boos von Waldeck rund um das Gebäude einem großen Park anlegen, der zudem noch mit Statuen ausgestattet wurde. Das freistehende Haupthaus wurde zum Mittelpunkt einer Gesamtanlage mit dem noch heute vorhandenen dazugehörendem Wirtschaftsgebäude sowie einer Orangerie,

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Mit den Architektur-Podcasts lässt sich Architektur und Stadtentwicklung in Trier unmittelbar vor Ort entdecken. Hören Sie den mehrminütige Beitrag, während ihr Blick über die Architektur schweifen und auf Details verweilen kann. Lernen Sie Trier neu kennen! Die Architekturessays und Perlen des Städtebaus präsentiert die Kunthistorikerin und Redakteurin Bettina Leuchtenberg. Sie geht kleinsten Hinweisen nach, die sie in Gesprächen oder der Literatur entdeckt und findet bei der näheren Betrachtung immer wieder Details und Unverhersehbares, was die steinernen Zeugnisse der Vergangenheit in aktuelle Bezüge setzten und den Blick schärfen.