Eisernes Haus Nr. 2

http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Eisernes-Haus-Nr-2.mp3 Audio-Podcast: 6:45 min  Kennen Sie… das zweite Eisenhaus? Auch wenn immer wieder der Name Gustave Eiffel die Runde macht, wenn von den beiden Trierer Fassaden mit Eisendekor die Rede ist, hat dieser weder in Trier noch in ganz Deutschland ein Werk hinterlassen. Die Eisenfassade in der Neustraße 56 stammt von dem Trierer Architekten Carl Dalmar. Es wäre zu schön für die Stadt, ein Gebäude des bekannten französischen Ingenieurs Alexandre Gustave Eiffel (1832-1923) sein Eigen nennen zu können, stammen doch seine Vorfahren aus der nahegelegenen Eifel, wie der Name richtig andeutet. 1888 verkürzte er seinen Nachnamen Bönickhausen dit Eiffel, woraufhin er mit der Tour d’Eiffel der Pariser Weltausstellung direkt zur Marke wird. Der Werkstoff Eisen als Konstruktionsmaterial für technische und funktionale Bauwerke hat zu diesem Zeitpunkt bereits Tradition. Seit 1779 ist der Fluss Severn in Shropshire, England von einer Eisenbrücke überspannt, die zur Zeit der Frühindustrialisierung so aufsehenerregend war, dass das sie überspannende Tal seitdem nach dieser Brücke heißt: Ironbridge Gorge. Neben Brücken, Tunneln und Viadukten für Eisenbahnlinien und Straßen werden beispielsweise auch Fabriken, Ausstellungsgebäude, Bahnhöfe oder Markthallen mit dem neuen Material errichtet. Aus den eisernen Bauteilen, welche in erster Linie in der Statik und Konstruktion oder auch im Stahlskelettbau Verwendung finden, entwickelt sie sich ab Ende des 19. Jahrhunderts ein architektonisches Element zur Dekoration. Zusammen mit Glas als zweitem neuem Baustoff neben Eisen bieten sich ganz neue Möglichkeiten sowohl für Konstrukteure als auch für Architekten, Künstler und Designer. Vor allem die Architekten des Jugendstil bedienen sich der neuen Materialien, um den Gebäuden eine Schwerelosigkeit und Leichtigkeit zu geben, die ganz im Kontrast zu Stein- und Backsteinfassaden steht – manchmal sogar ein einem Gebäude, wie in der Trierer Neustraße 56. Von der Innenstadt kommend fällt einem als erstes die markante Höhe des Wohn- und Geschäftshauses ins Auge. Mit seinen drei Geschossen plus dem zweigeschossigen Mansarddach ragt es neben den Nachbarhäusern mit meist nur zwei oder drei Geschossen schlank in den Himmel. Mehr als zehn Jahre nach der ersten Trierer Eisenfassade in der heutigen Karl-Marx-Straße hat auch hier ein Architekt den ganz speziellen Wunsch des Bauherren erfüllt. Carl Dalmar errichtet das Geschäfts- und Wohnhaus im Jahre 1904 für den Trierer Eisenwarenhändler Peter Heil aus einem Guss. Dessen zweigeschossiges Ladenlokal mit ausgesprochen hohen Räumen war durch die außen vorgeblendete Eisenkonstruktion für Trier etwas Einmaliges. Der Baustoff, mit dem der Unternehmer handelt, wird auf den ersten Blick dekorativ sichtbar. Im asymmetrisch angelegten Erdgeschoss führt links eine Eisengittertüre in das Gebäude, während rechts Platz wohl für ein Schaufenster gegeben war. Und auch die erste Etage mit der Glas-Stahlkonstruktion lässt das massive Steingebäude nicht sichtbar werden. Der Glaserker mit Jugendstilelementen über dem filigranen Erdgeschoss gibt dem Haus eine Leichtigkeit, welche trotz der weiteren Geschosse beibehalten werden kann. Auf dem zentral ausgerichteten gläsernen Erker ruht der zur niedrigen Wohnetage gehörende, mit floralen Motiven gestaltete kleine Balkon, der das Eisenmotiv nach oben führt und den Übergang zur Sandsteinfassade mit verputzen Flächen bildet. Ab hier ist die Fassade streng symmetrisch aufgebaut. Die drei Rundbogenfenster mit darüber liegendem geschwungenem Dekor bestimmen zusammen mit dem aufwändig gestalteten Sandsteinfries die Gestaltung dieser Etage. Auf dem Fries,

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Mit den Architektur-Podcasts lässt sich Architektur und Stadtentwicklung in Trier unmittelbar vor Ort entdecken. Hören Sie den mehrminütige Beitrag, während ihr Blick über die Architektur schweifen und auf Details verweilen kann. Lernen Sie Trier neu kennen! Die Architekturessays und Perlen des Städtebaus präsentiert die Kunthistorikerin und Redakteurin Bettina Leuchtenberg. Sie geht kleinsten Hinweisen nach, die sie in Gesprächen oder der Literatur entdeckt und findet bei der näheren Betrachtung immer wieder Details und Unverhersehbares, was die steinernen Zeugnisse der Vergangenheit in aktuelle Bezüge setzten und den Blick schärfen.