#29 Der Fall Ben: Den Herzenseltern entrissen!

Etwas hilflos steht der kleine Ben auf dem Gehsteig in seinem bayerischen Heimatort. Die Sonne brennt. Es ist Hochsommer. Der Blick des 12-Jährigen fällt auf die vielen Koffer am Straßenrand. „Nein, nicht den! Den da hinten!“, schreit sein Stiefvater in die Richtung von Bens Mutter. Sie schweigt und schaut etwas verwirrt umher. „Mensch, den grauen… ja den! Ist das denn so schwierig?“, schiebt er energisch hinterher. Die Stimmung ist hektisch, angespannt und aggressiv. Wie immer. Ben steht scheinbar anteilslos neben dem Auto. Sein Kopf senkt sich Richtung Boden. Ben will das alles nicht. Er will nicht packen. Er will nicht mitfahren, denn er ahnt, was kommen wird. In diesem Moment greift jemand nach seiner Hand. Der Junge blickt auf und schaut in das Gesicht von Christel. Mit ihrem warmen, freundlichen Lächeln schaut sie Ben aufmunternd an. Christel, das ist die Frau, die nur drei Häuser weiter lebt, zusammen mit ihrem Mann Gerd. Sie sind Nachbarn, aber für Ben sind sie so viel mehr. Christel geht leicht in die Knie und nimmt Ben fest in den Arm. „Alles wird gut“, flüstert sie ihm leise und freundlich zu, „alles wird gut.“ Ben kommen die Tränen. Er möchte nicht weg, er möchte nicht die beiden Menschen verlieren, die ihm so viel bedeuten. „Willst du da nur rumstehen? Wo ist deine Tasche? Mensch, jetzt beweg dich!“, schreit ihn sein Stiefvater in diesem Moment an. Hektisch greift seine Mutter nach einer Tasche, der letzten auf dem Gehweg, und stopft sie in das volle Auto. Dann greift sie nach Ben. „Komm endlich“, und zerrt ihn grob ins Auto. Bens Hand löst sich unsanft von Christels. „Ja, tschüss dann“, ruft seine Mutter ihren Nachbarn beiläufig zu, dann schließen sich auch schon die Autotüren mit einem lauten Knall. Ben sitzt auf der Rückbank. Dass er noch immer leise weint, nimmt seine Mutter nicht wahr. Ben blickt aus dem Fenster. Er sieht Christel und Gerd vor ihrem Haus. Dem einzigen Ort, an dem sich der Junge je sicher und geborgen gefühlt hat. Der einzige Ort, an dem man ihm das gegeben hat, wonach er sich so sehr sehnt: Liebe! Auch Christel und Gerd weinen. Nein, diese beiden sind keine Nachbarn. Diese beiden sind die wichtigsten Menschen in Bens Leben. Bis jetzt. Ben ahnt nicht, was ihn nun erwartet. Und er ahnt nicht, dass er Christel und Gerd nie wieder sehen wird. Bis heute. 35 Jahre später bittet Ben Julia Leischik und das „Bitte melde Dich“-Team um Hilfe. Denn Christel und Gerd sind spurlos verschwunden. Und Julia macht sich auf die Suche nach den beiden Menschen, die Ben nie vergessen hat. Service Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ Telefonnummer: 116 016. Das Beratungsangebot ist anonym, kostenfrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. www.hilfetelefon.de Kontakt [email protected] Instagram https://instagram.com/julia_leischik https://instagram.com/this_is_michael_strasser Redaktion Sylvia Lutz Susanne Sandyk Franziska Böhmer Ton Migo Fecke (Soundhouse) Eine Produktion der StellaLuisa GmbH In Zusammenarbeit mit Endemol Shine Germany und Rainer Laux Productions Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte: https://linktr.ee/spurlos_podcast

Om Podcasten

Seit über 18 Jahren sucht Julia Leischik weltweit nach verschwundenen Menschen. Zusammen mit ihrer Kollegin Sylvia Lutz erzählt sie nun in „Julia Leischik: Spurlos“ besondere, emotionale und rätselhafte Vermisstengeschichten. Die Betroffenen schildern dabei selbst spannende Details und emotionale Hintergründe. Julia Leischik ist nahe dran an jedem einzelnen Fall. Manche Verschwundenen konnten von ihr und ihrem Team bereits gefunden werden, bei anderen werden die Zuhörer um Mithilfe gebeten. Jede Geschichte hat einen neuen, überraschenden Ausgang. True Crime trifft Emotion – „Julia Leischik: Spurlos“, alle zwei Wochen neu am Mittwoch.