Gulliver Theis: „Man fängt jedes Mal wieder bei Null an“
Abenteuer Reportagefotografie – Podcast über visuelles Storytelling - Ein Podcast von Kai Behrmann: Visueller Storyteller und Fotograf
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Gulliver Theis "Man fängt jedes Mal wieder bei Null an" Arrow-home "Fotografie ist nicht nur ein Job, sondern Lebensinhalt." Gulliver Theis In diesem Interview spreche ich mit dem Hamburger Fotojournalisten und Reisefotografen Gulliver Theis darüber, was gute Reisefotos ausmacht. Außerdem erzählt Gulliver, wie er seinen eigenen Stil gefunden hat und verrät, warum er die Zukunft von Berufsfotografen eher düster sieht. Themen Darum geht es in dieser Folge Zur Fotografie ist Gulliver als kleiner Junge gekommen. „Ich habe mit 14 Jahren die Kamera meines Opas geerbt“, erzählt er: „Das war ein Top-Model aus den 1960er, das Mitte der 1980er schon etwas überholt war. Trotzdem war das eine ganz gute Grundlage, mit der Fotografie anzufangen. „Ich habe immer davon geträumt, mit der Kamera in die Welt zu hinauszuziehen.“ Schon nach den ersten Testaufnahmen war ich Feuer und Flamme. Die Leidenschaft war sofort da – und hat fortan mein ganzes Leben verändert. Fotografie ist nicht nur ein Job, sondern Lebensinhalt.“ Gullivers Weg zur Reisefotografie war lang und von einigen Umwegen geprägt. Während seines Kommunikationsdesign-Studiums in Hamburg, Basel und New York war gar nicht klar, dass er überhaupt Fotograf werden würde. „Es hat relativ lange gebraucht, bis kurz vor dem Diplom“, erinnert sich Gulliver: „Als ich die Entscheidung aber getroffen hatte, ging es richtig los. Ich konnte relativ schnell von der Fotografie leben. Anfangs habe ich hauptsächlich in Hamburg und Umgebung fotografiert, aber immer davon geträumt, mit der Kamera in die Welt zu hinauszuziehen.“ Nach zwei, drei Jahren war der Moment gekommen, an dem er etwas wagen musste, um seinem Traum von der Reisefotografie näher zu kommen. Sein Plan: Ein Projekt, damit die Leute sehen, dass er auch Reisefotografie beherrscht. Gulliver erzählt: „Wenn man solche Gedanken hat, dann denkt man, dass es etwas Grandioses sein muss. Eine technische Vision hatte ich schon im Kopf, es fehlte für die Umsetzung nur noch der passende Ort.“ Mit dem Finger auf dem Globus habe er die weißeste Stelle gesucht, die er sich vorstellen konnte, sagt Gulliver. Letztlich sollte es der hintere, obere Teil von Sibirien sein: „Am Ende bin ich zwar nicht ganz dorthin gekommen, weil es logistisch geworden wäre. Aber immerhin ist es Jakutsk geworden.“ Mit einer Dolmetscherin und zwei Assistenten stürzte sich Gulliver ins Abenteuer. Ein ambitionierter und zugleich teurer Versuch, der eigenen Karriere auf die Sprünge zu helfen: „In drei Wochen habe ich rund 13.000 Euro ausgegeben. Für mich als Anfänger war das eine unglaublich große Investition. Alles für die große Welt der Reisefotografie, die sich dann für mich öffnen sollte.“ Mit einer groben Vorstellung seines Projekts im Kopf sei er zwar aufgebrochen, „vor Ort hat sich dann aber vieles ganz anders dargestellt“. Außerdem wusste Gulliver nicht, ob später überhaupt jemand die Fotos drucken würde. Absprachen mit Redaktionen hatte er vorab nicht getroffen: „Das war vielleicht naiv, andererseits war ich dadurch unbelastet. Zu dem Zeitpunkt verfügte ich ohnehin noch nicht über ein riesiges Netzwerk.“ Nach seiner Rückkehr ist Gulliver mit seinen Fotos durch ganz Deutschland getingelt und hat in jeder Redaktion von Rang und Namen vorgesprochen. Das Feedback war enttäuschend. „Keiner wollte das Material haben. Die Enttäuschung war groß“, gibt Gulliver zu. Die Lektion: „Zumindest hatte ich gelernt, wie man es nicht machen sollte.“ Doch dann hatte er doch noch unerwartet Erfolg. Ein Jahr später meldete sich der „Stern“. „Die haben die Geschichte dann groß gedruckt – und letztlich habe ich dafür den LEAD-Award gewonnen. Vielleicht war meine Eigenwilligkeit letztlich doch richtig.