Folge 11: Sensitivität und Sensibilität
Freimaurer-Spaziergang - Ein Podcast von Frank Schmalbach

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Sensitivität und Sensibilität Eine Zeichnung von Alexander Walter Heute, liebe Zuhörer, will ich auf dem Gang an Ihrer Seite die Sensitivität und Sensibilität bedenken, mich also mit der Wahrnehmung und der Empfindsamkeit, der Aufmerksamkeit und dem Mitgefühl, dem Interesse und der Gefühlsbereitschaft auseinandersetzen. Ich hoffe, dass Sie die frische Luft im Geist und in der Seele genießen können. *** Wenn wir Gästeabende in unserer Loge betreuen, dann sehen wir uns nicht nur mit technischen Fragen konfrontiert: Was bedeuten Symbole? Wie funktioniert und wirkt das Ritual? Wie ist die Freimaurerei entstanden? Für welche Werte steht die Königliche Kunst? Wann und wie wird zusammengekommen? Gibt es eine Kleiderordnung? Warum sind Frauen bei rituellen Versammlungen in unserer Loge ausgeschlossen? Was unterscheidet humanitäre und christliche Großlogen? Wo liegen die Besonderheiten in der Deutschen Freimaurerei? Auf welchem Weg kann man sich ihr anschließen? Wie kommt man zu einem Bürgen? Was kostet die Mitgliedschaft? Kann man später aus dem Lebensbund wieder aussteigen? Was erwartet die Bruderschaft von einem? Das und vieles mehr hören und beantworten wir gerne. Eine Frage, die uns fast immer gestellt wird, ist die nach uns als Menschen, als Persönlichkeiten. Wer sind wir? Was unterscheidet die Gruppe von Freimaurern in der Loge von anderen Gruppen, von anderen Menschen, anderen Vereinigungen? Was ist der Unterschied zwischen einem Bruder und einem 'Profanen'? Diese Grundfrage tritt in verschiedenen Gewändern auf, beginnend bei der Frage nach unserer Altersstruktur, unseren Berufen, unseren Nationalitäten, Glaubensrichtungen, politischen Einstellungen oder dem wirtschaftlichen und sozialen Status. Oft fragt sich der Interessierte dabei, ob er dazu passt, ob er in dieser so heterogenen und vielfältigen Gruppe Zugehörigkeit empfinden kann. Und er tut gut daran. Wie die Loge im Prozess des gegenseitigen Kennenlernens gut beraten ist, den Interessierten mit möglichst vielen der verschiedenen Persönlichkeiten bekannt zu machen, welche die Loge ausmachen. So kann er sich ein eigenes Bild davon machen, wo die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen den Brüdern liegen. *** Wie unterscheiden wir uns also als Gruppe und Einzelne systematisch - aber selbstverständlich auch nur durchschnittlich - von Menschen, die keine Freimaurer sind? Wir erklären häufig, in welchem Sinn wir uns nicht von der Gesellschaft abheben, deren untrennbarer Teil wir sind. So sind wir kein Service-Club wie Rotary International, Lions Club oder Round Table. Wir sind ebensowenig eine Kirchengemeinde oder Glaubensgemeinschaft, wie politisch programmatische Vereinigung oder klassisch soziale Bewegung. Viele sehen in uns eine Elite, weil wir tatsächlich in gewisser Hinsicht exklusiv sind. Allerdings beruht die Exklusivität in den Logen nicht auf Äußerlichkeiten der Menschen, sondern auf deren Innerlichkeiten. Geld, Macht, Status, Schönheit oder andere flüchtige Vergänglichkeiten spielen bei der Beurteilung der Zugehörigkeitsfähigkeit von Interessenten absolut keine Rolle. Haltungen, Werteorientierung, Persönlichkeit, Gruppenfähigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Verschwiegenheit, Verantwortungsbewusstsein, Entwicklungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Toleranz und Pflichtbewusstsein hingegen sind ausschlaggebend. Man könnte uns tatsächlich in seelischer, geistiger oder ethischer Hinsicht als Elite auffassen - aber mir gefällt dieses Selbstbild nicht. Vielleicht sind wir eine Gruppe, die aus verschiedenen Gründen innerhalb der Gruppe der Menschen ein etwas stärkeres Interesse an Humanität und Menschlichkeit, an Werten und Sinn, an Ritualen, Symbolen, Traditionen, Gemeinschaft und Bräuchen hat. Aber nicht jede systematische Unterschiedlichkeit zwischen Gruppen begründet, dass man auf deren Basis von einer 'Elite' sprechen kann. Manc...