Das Heil in der Freimaurerei
Freimaurer-Spaziergang - Ein Podcast von Frank Schmalbach

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Das Heil in der Freimaurerei Eine Zeichnung von Alexander Walter Ein paar Schritte will ich Sie heute mitnehmen auf einen Spaziergang rund um einen Begriff, der uns in einigen Komposita noch geläufig ist, ansonsten eher selten begegnet, dem des Heils. Nach seinem Missbrauch durch die Nationalsozialisten als Grußformel verwundert es nicht, aber in der Heilung, der Selbstheilung, dem Heiligen, dem Unheil, der Heilkraft, der Heilquelle, dem Seelenheil, dem Heiland oder an anderer Stelle ist das Heil doch noch sprachlich lebendig. Nun bin ich kein religiös gebildeter Mensch. Beispielsweise Rudolf Ottos Werk "Das Heil", in welchem er es aus der Begegnung des Menschen mit dem Numinosen herleitet, und das in religionswissenschaftlichen Kreisen doch sehr geachtet ist, sagt mir wenig. Für mich ist das Heil auch kein Begriff der Erlösung. Und doch kann er einige beobachtbare Phänomene gut zum Ausdruck bringen. Eines davon findet sich in der Freimaurerei. Es bezieht sich auf meine Behauptung - die Brüder mögen ihr zustimmen oder sie ablehnen - dass die Königliche Kunst heilsam ist. Freimaurerei fördert also das Heil. Was fördert sie da und wie macht sie das? *** Tatsächlich sind wir im Ritual durch eines der drei großen Lichter, durch das Buch des heiligen Gesetzes, direkt auf das Heil verwiesen. Was bedeutet Heiligkeit? Was macht Gesetze heilig? Ich denke, dass es das Heilende in ihnen ist. Und das Heilende und die Heilung sind für mich irdisch fassbare Begriffe, Effekte und Vorgänge, die weitestgehend erforsch-, erfass- und beschreibbar sind. Allerdings kann man die Heilung und das Heilende auch im irdischen Kontext, dort, wo es um Ganzheit, Gesundheit, Glück oder Erfolg geht, aufklären oder verklären. Dem Wesen ihrer Natur entsprechend handelt es sich um Phänomene, in die sich auf Basis des persönlichen Erlebens alles Mögliche hineinprojezieren lässt. Sie finden in Bezug auf diese variante Bestimmtheit zwischen einem religiösen Heilsbegriff - der reine Glaubenssache ist - und einem solchen statt, der rein wissenschaftlich, physiologisch, psychologisch oder klinisch ist. Zunächst eine Bemerkung aus der reinen Beobachtung heraus. Wenn wir zusammenkommen und Freimaurerei betreiben, ganz besonders, nachdem wir ein Ritual gemeinsam begangen haben, also vereint durch das Erlebnis dargebotener Symbole in feierlicher Atmosphäre, umgeben von uns vertrauten Menschen, einen geordneten, vorhersehbaren, bekannten und regelhaften Ablauf von Erfahrungen geteilt und gestaltet haben, während dem eine Zeichnung und die Musik einzigartige Höhepunkte gesetzt hat, wir insofern eine Tempelarbeit gemeinsam erlebt haben, dann hat dieses Erlebnis das Wohlbefinden gesteigert. Das kann ich an und in mir ausmachen, aber auch an den Brüdern. Und das gilt auch für Zusammenkünfte profaner Natur im Bruderkreis, bei denen nicht das rituelle Erleben im Vordergrund steht, wenngleich etwas weniger intensiv. Freimaurerei steigert also das Wohlempfinden. Aber wie? *** Eine Bemerkung zu einer Einstellung: Wenn wir das Wort "Wohlbefinden" hören oder lesen, übergehen wir es gerne. Es ist zu "Wellness" und "Life Style" verkommen, zu einem Produkt, das wir konkurrierend verkonsumieren, ohne uns seine Bedeutung klar zu machen. Hierzu die Definition der Gesundheit der WHO, nach der diese "ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen" ist. Gesundheit geht also über die reine Abwesenheit von Krankheit hinaus durch das Wohlergehen, das in vorherigen Definitionen der Gesundheit durch die WHO zusätzlich in der seelischen Dimension ausdrücklich genannt beschrieben wird. Das Wohlergehen ist die notwendige Voraussetzung für das Wohlempfinden oder Wohlbefinden und damit zurecht per definitionem dasjenige, was wir erhalten, wiederherstellen und fördern müssen, wenn wir Gesundheit erreichen wollen. *** In der Philosophiegeschichte haben si...