Bettine von Arnim (1785–1859)

Bettine von Arnim war eine Schriftstellerin der Romantik und eine schillernde Persönlichkeit, die sich nicht den Konventionen ihrer Zeit fügte. Als Witwe begann sie zu schreiben. Sie setzte sich für arme und benachteiligte Menschen ein, wollte den preußischen König belehren und die Welt verbessern, eckte dadurch jedoch auch innerhalb der eigenen Familie an. *** Catharina Ludovica Elisabetha Magdalena Brentano, wie sie mit vollem Mädchennamen hieß, wird am 4. April 1785 in Frankfurt geboren. Den Namen Bettine gibt sie sich selbst, so signiert sie ihre Briefe. Sie ist das dreizehnte Kind ihres Vaters Peter Anton Brentano (1735 – 1797), der aus einer alten italienischen Kaufmannsfamilie stammte, die ursprünglich aus Tremezzo am Comer See nach Frankfurt eingewandert war. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau ging Peter Anton – oder auch Pietro Antonio – mit 38 Jahren eine zweite Ehe ein. Er heiratete die 18jährige Maximiliane (1756 – 1793), Tochter von Sophie von La Roche (1730 bis 1807) und Georg Michael Frank von La Roche (1720 bis 1788). Um 1809. Zeichnung von Ludwig Emil Grimm. Quelle: Wikipedia Die Mutter Maximiliane, der man heutzutage womöglich eine Depression bescheinigen würde, stirbt, als Bettine acht Jahre alt war. Vier Jahre später stirbt der Vater, zu dem Bettine trotz seiner häufigen Abwesenheiten ein enges Verhältnis gehabt haben soll. Neuer Vormund wird ihr Halbbruder Franz Brentano. In der großen Familie mit der unübersichtlichen Geschwisterschar – zwanzig Kinder von drei Ehefrauen hatte der Vater insgesamt – fehlt es oft an Bezugspersonen für die junge Bettine, was ihr hohes Maß an Resilienz umso bemerkenswerter macht. Später blickt sie in ihrem literarischen Werk mit einer gewissen inszenierten Leichtigkeit auf ihre Kinder- und Jugendjahre zurück. Doch die Ehebriefe an Achim von Arnim oder die Briefe an ihre Söhne verraten – mehr als ihr literarisches Werk es könnte – etwas über die wahre Bettine, offenbaren auch Verunsicherung, Frustration und Zweifel. Erziehung in der Kindheit – die Schwebereligion Schon vor dem Tod der Mutter wird Bettine mit zwei ihrer Schwestern in ein Kloster der Ursulinen nach Fritzlar geschickt, wo sie insgesamt vier Jahre bleibt. Bemerkenswert sind Bettines Ansichten zur Religion. Im Kloster in Fritzlar gefallen ihr vor allem der Garten und die Natur. Die Gottesdienste verschläft sie hingegen, mit dem Katholizismus kann sie nicht viel anfangen, insbesondere nicht mit der Vorstellung, dass die Menschen Sünder seien. Bettine kennt zwar die Bibel, entwickelt jedoch ihren eigenen Glauben, da sie mit der Drohbotschaft des Christentums nichts anfangen kann. Sie bezeichnet Jesus als „Seelenschmetterling“ und die Kirchgänger als „ängstliches Raupengeschlecht.“ Bettines Religion ist der zu sich selbst kommende Mensch. „Ich soll doch mein eigen werden, denn sonst wäre ich umsonst.“ Vertrauen auf Gott bedeutet für sie Selbstvertrauen, fromm sein heißt, die eigene Schönheit zu lieben. „Sei mit dir selbst wie mit einer Geliebten. Wer sich nicht liebt, ist sich verloren.“ Sie spielt sogar mit dem Gedanken, eine eigene Religion gründen, die sie die „Schwebereligion“ nennt. Bettines Credo: „Jeder soll neugierig sein auf sich selber und soll sich selbst zutage fördern wie aus der Tiefe ein Stück Erz oder einen Quell.“ „Mir deucht, mit den fünf Sinnen, die Gott uns gegeben hat, könnten wir alles erreichen.“ Bettine von Arnim Bei der Großmutter Sophie von La Roche Mit elf Jahren kommt Bettine – wiederum mit zwei Schwestern – zu ihrer als Schriftstellerin berühmten und sehr erfolgreichen Großmutter Sophie von La Roche.

Om Podcasten

Inspirierende Portraits von Frauen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Politik, vorgestellt von Susanne Popp und Petra Hucke, Autorinnen historischer Romane. Habt ihr schon einmal gehört, dass die Brooklyn Bridge von einer Frau gebaut wurde? Wisst ihr, wer die Veuve Cliquot hinter der berühmten Champagnermarke war? Kennt ihr mehr als die Namen der Umweltaktivistin Rachel Carson, der promovierten Ärztin Dorothea Erxleben, der Naturforscherin Amalie Dietrich oder der Mathematikerin Ada Lovelace? Wir lesen ihre Biografien, erforschen ihre Hintergründe und präsentieren euch alle vierzehn Tage den Lebenslauf und die Lebensleistung von Frauen, die prominenter in unseren Geschichtsbüchern auftauchen sollten. Das beginnt mit universalgelehrten Frauen im frühen 17. Jahrhundert wie Anna Maria Schurmann und endet mit Politikerinnen kurz vor unserer Zeit wie Elisabeth Schwarzhaupt. Wir stöbern in Europa genauso herum wie in Nordamerika, strecken die Fühler jedoch nach und nach immer weiter aus. Starke Frauen können uns mit ihrer Durchsetzungsfähigkeit als Vorbild dienen, denn gerade in vergangenen Jahrhunderten hatten sie immer Schwierigkeiten, sich zu behaupten und einen Platz in der von Männern dominierten Welt zu finden. In unserem Podcast bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Weitere Hintergrundinformationen zu den einzelnen Folgen und zu uns als Hosts findet ihr auf https://frauenleben-podcast.de, wo wir auch einen Blog mit weiteren Biografien und Fundstücken führen. Susanne Popp veröffentlicht in diesem Jahr beim Rowohlt-Verlag eine historische Romanbiografie über die Veuve Cliquot, die Frau hinter der gleichnamigen Champagnermarke. "Madame Cliquot und das Glück der Champagne" ist zur Zeit noch in Arbeit, aber der Erscheinungstermin steht bereits fest, nämlich der 17. November 2020 (ab 1. November als E-Book). Freut euch auf eine ebenso spannende wie unterhaltsame Geschichte über eine mutige Frau, die in schwierigen Zeiten ihren eigenen Weg geht. Petra Hucke hat nach einem Mystery-Thriller den historischen Roman "Solch ein zephyrleichtes Leben" über die Tänzerin Ida Brun veröffentlicht. Im Juli 2021 erscheint beim Piper-Verlag die Romanbiografie „Die Architektin von New York“ über Emily Warren Roebling und ihre Lebensgeschichte, die sie selbst wohl nie so hätte voraussehen können. Weitere Frauenbiografien, für die wir bereits Episoden veröffentlicht oder fest eingeplant haben: Die Archäologin Mary Leakey, die studierte Ärztin und Lehrerin Maria Montessori, die erste US-Präsidentschaftskandidatin Victoria Woodhull, die Juristin und Frauenrechtlerin Iris von Roten, die Physikprofessorin Laura Bassi, die Erfinderin Hedy Lamarr und die Chemikerin Alice Augusta Ball. Habt ihr Vorschläge für weitere Geschichten von Frauen? Wir freuen uns auf eure Ideen! Einfach eine Email schreiben an [email protected]