"Wir konnten nicht mehr auf die Straße gehen, spielen" - #40 - Edith Sichel I

Als ich Edith Sichel 2004 in San Miguel, Argentinien, interviewt habe, war das Erste, was sie mich fragte: „Kennen Sie die Karolinenstraße? Schule Karolinenstraße? Da sind wir in die Schule gegangen.“ Daran hat sie sich damals noch sehr lebhaft erinnert und davon konnte sie erzählen. Sie hat diese Schule geliebt. Eine jüdische Schule. Ich wohne ganz in der Nähe. Im Zuge der Recherchen für den Podcast habe ich Kontakt zur Schule aufgenommen. Allerdings ist sie heute eine Gedenkstätte: Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße in Hamburg. Die Leiterin der Gedenkstätte Dr. Anna von Villiez hatte nach meiner ersten Anfrage von 2019 über Edith Sichel, geborene Brauer, nichts finden können. Jetzt hat sie noch mal intensiver geschaut und hatte dann, als ich für ein Interview bei ihr vorbeikam eine Überraschung für mich parat. Für diese und auch die nächste Folge war ich auch wieder mit Christina Igla von der Hamburg-Eppendorfer Stolperstein-Initiative unterwegs. Dieses Mal habe ich sie ins Hamburger Staatsarchiv begleitet, um die sogenannten Wiedergutmachungsakten von Edith und ihrem Vater einzusehen. Wahnsinn, was alles aus ihnen herauszulesen war! Dazu mehr in dieser und der nächsten Folge.

Om Podcasten

"Wir können doch nichts dafür. Deutsch ist und bleibt unsere Muttersprache." In San Miguel, einem Ort nördlich von Buenos Aires, steht das Hogar Adolfo Hirsch, das Altenheim der Deutsch sprechenden Juden Argentiniens. Ungefähr 170 alte Menschen leben hier, inmitten eines großzügigen blühenden Parkgeländes. Alle sind Einwanderer der ersten Generation. Sie sind in Deutschland, Österreich oder Ungarn geboren und ihre Lebensgeschichten sind bis heute eng mit Deutschland verknüpft, mit dem Deutschland der Nazizeit. Wir haben 49 von ihnen besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Einige haben wir in ihren Zimmern aufgesucht, andere im Park getroffen oder in der Stadt. Hier erzählen 49 Männer und Frauen von ihrer Emigrationsgeschichte, ihrem Verhältnis zu Argentinien und ob sie je darüber nachgedacht haben, wieder in Deutschland zu leben. Die Initiatorin des Projektes, Corinna Below (Journalistin) spricht in diesem Podcast mit ihrem Freund und Kollegen Carsten Janz über die Schicksale der Vertriebenen. Dazu sind Gäste geladen, Experten aber auch Verwandte oder Zeitzeugen. Und auch aktuelle politische Entwicklungen werden hier besprochen. Gegen das Vergessen.