„Wie wir weg sind, da sind schon aus Dachau die versiegelten Särge rausgekommen.“ #14ESD - Cecilia Paschkes

Ein Stück Deutschland - Der Podcast - Ein Podcast von Corinna Below (Initiatorin & Journalistin) & Carsten Janz (Journalist)

An Details erinnert sich Cecilia Paschkes heute nicht mehr, aber wie nebenbei sagt sie, „Wie wir weg sind, da sind schon aus Dachau die versiegelten Särge rausgekommen.“ 
Ihr Vater, so erzählt sie, sei 1933 zufällig in Nürnberg gewesen, als die Nationalsozialisten dort ihren Parteitag abhielten. Er habe sofort gewusst, dass er seine Familie in Sicherheit bringen muss. Zu gehen ist der Jugendlichen nicht schwergefallen, denn die Familie war erst 1929 aus Buenos Aires in Cecilies Geburtsstadt zurückgekommen.
Am eigenen Leib habe sie keinen Antisemitismus erlebt, versichert sie. Die Nachbarn aus dem Haus haben nicht mehr gegrüßt, aus Angst um ihre Kinder. Das erinnert sie noch. Das scheint aber alles gewesen zu sein. Ja, ihre Familie habe Glück gehabt, wie sie sagt. Sie können sich vor den Nazis retten. Ihre Eltern schicken von Argentinien aus Visa an Verwandte. Die lassen dann ihrerseits ihre Verwandten kommen. Für diese Folge haben wir die Historikerin Dr. Gabriele Hammermann interviewt. Sie ist Leiterin der KZ Gedenkstätte Dachau. Sie berichtet über die politische Stimmung vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in München und Bayern, ordnet die Erzählungen von Cecilie Paschkes historisch ein. Auf die Frage, ob den Menschen bekannt war, was im KZ Dachau passiert, sagt sie: "Es gibt Fotos von Faschinksumzügen, in denen der Spruch, der in Bayern sehr bakannt war "Lieber Gott mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm" zu sehen ist. Insofern war das ein offenes Geheimnis, was hier passiert ist."