Episode 185: Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert (Confessione di un commissario di polizia al procuratore della repubblica), 1971

Vorab gleich: in diesem Film wird rein gar niemand lebendig eingemauert. Eigentlich gibt es auch keinen Clan. Was es stattdessen gibt: eine nüchtern erzählte, politisch äußerst desillusionierte Geschichte über Korruption im Nachkriegs-Italien. Der beflissene, aber noch naive Staatsanwalt Traini (Franco Nero) und Kommissar Bonavia (Martin Balsam) stehen eigentlich auf derselben Seite - beide wollen gegen die Mafia in Palermo vorgehen. Das wissen sie nur nicht - beide verdächtigen den jeweils Anderen der Korruption. Und so führen sie einen Kleinkrieg, anstatt gemeinsame Sache zu machen. Damiani erzählt diese tragische Geschichte fast ohne Genreanklänge - eher wie einen späten Neorealismo ohne melodramatische Züge. Wir reden über die Doppelgängerkonstellation Traini - Bonavia. Über Martin Balsams grandioses Schauspiel. Und tasten uns ein bisschen weiter an den italienischen Polizeifilm der 70er Jahre heran.

Om Podcasten

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.