Episode 126: Night Tide, 1960

Ein Filmarchiv - Ein Podcast von Brockmann & Ecke

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Der Matrose Johnny (Dennis Hopper) hat gerade von Mora (Linda Lawson) das Versprechen auf ein zweites Date bekommen, und so springt er, von Glückshormonen beseelt, auf das Geländer am Pier von Santa Monica, balanciert ein paar Schritte weit prekär über dem Abgrund. Ein, zwei Jahre vorher hätten wir in ähnlicher Rolle und ähnlich abenteuerlich-leichtsinniger Situation Jean-Paul Belmondo gesehen, und sein Date wäre wahrscheinlich Anna Karina gewesen. Curtis Harrington holt für NIGHT TIDE die Ästhetik der Nouvelle Vague nach Amerika, mit Handkamera, Unschärfen, Schlagschatten, schönen jungen Menschen und vor allem echten Locations. Aber anstatt wie Godard Genre zu ironisieren und zu hinterfragen, nutzt er die Indie-Optik, um dem klassischen Horror- oder Gothic-Genre einen ganz und gar nicht ironischen neuen Dreh zu geben: unperfekt und provisorisch, wackelig und queer, verunsichert, melancholisch, unheimlich - und vor allem uneindeutig.