Episode 114: Winchester 73, 1950
Ein Filmarchiv - Ein Podcast von Brockmann & Ecke
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Jetzt reden wir sogar schon beim Western von Noir! Ja, aber mit sehr viel Recht, denn WINCHESTER `73 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Stiloptionen, die im Nachklang Film Noir genannt werden sollten, 1950 auch in andere Genres als den Thriller einfließen. Denn es geht um eine düstere Sicht auf die Gesellschaft, um Narration über den Stil, und um eine bittere Antwort auf die Versprechungen des Genre-Kinos noch 10 Jahre zuvor. Es scheint, als stelle sich Regisseur Anthony Mann schon Jahrzehnte vor Paula Cole die Frage: „Where have all the Cowboys gone?“. Sein Star Jimmy Stewart, eigentlich das Sinnbild des freundlich-positiven All-Americans, zuckt mit den Schultern: „Not me.“ Das stimmt, denn der ehemalige Western-Held wird bei ihm selbst zur zerrissenen Noir-Figur, ein Getriebener, nahe dem Wahn. Im Zentrum dreht sich alles um die titelgebende Waffe, dem Nexus dieser Erzählung und ein doppeltes Symbol: als „the gun that won the West“, wie uns am Anfang fast kulleräugig erklärt wird, aber eben auch als Konsumobjekt des Todes, das selbst ein Wyatt Earp aus seiner Stadt verbannen will, weil jede Waffe die Zivilisation wieder in die Gewalt stürzen wird. Ein politisches Statement, das nur in der Hochzeit des Film Noir Bestand haben wird, schon wenige Jahre später soll John Wayne den Western wieder in alte, politisch eindeutigere Gefilde zurück steuern.