Episode 062: Point Blank, 1967

Ein Filmarchiv - Ein Podcast von Brockmann & Ecke

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Wir machen weiter mit unserem Streifzug durch den Neo-Noir. Haltestelle diesmal: San Francisco. Aber auch Irland. Da kommt nämlich Regisseur John Boorman her, und in seinem ersten amerikanischen Film merkt man das auch sofort. Sein Blick auf die Bay Area, das wird in jeder Einstellung spürbar, ist exzentrisch. Boorman fotografiert die Westküste als einen Ort der Einsamkeit, in Totalen mit viel leerer Landschaft, die trotz strahlendem Sonnenschein wie im klassischen Film Noir die existenzielle Leere der Figuren spiegeln. Die Apartment Buildings, in denen Boormans Gangster in Luxus leben, sehen aus wie aus dem Katalog: Nicht-Orte, nur für die Durchreise gebaut. Und keiner ist in diesem Film mehr auf Durchreise als Lee Marvins Walker (der Name verrät es schon). Der schießt und prügelt sich hier durch die Hierarchie einer mafiösen Gesellschaft, weil er um 93.000 Dollar betrogen wurde – aber je einflussreicher die Gangsterbosse sind, die Walker vermöbelt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie in den letzten 20 Jahren jemals Kontakt mit Bargeld hatten. Noir wird hier vollends zum absurden Theater, erzählt wie bei Samuel Beckett in frustrierenden Kreisläufen, so dass Walker am Ende jeder Episode wieder da ist, wo er angefangen hat.