Welte Mignon – eine pianistische Zeitreise

Es ist ein seltsames Wesen zwischen Instrument und Automat, eine Art Jukebox aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts: Das Welte Mignon, ein Klavier, dessen Tasten sich wie von unsichtbarer Hand berührt bewegen und das erklingt, ohne dass ein Mensch daran sitzt. Als die Aufnahme und Wiedergabe von Musik noch in den Kinderschuhen steckte, ist der Firma Welte eine geniale Erfindung gelungen: Sie hat im Jahr 1904 ein Verfahren vorgestellt, bei dem das Klavierspiel von berühmten Komponisten und Interpreten äusserst genau auf Papierrollen festgehalten wird. In einem speziellen Apparat, dem sogenannten Welte Mignon, wird es dann wieder zum Klingen gebracht. Komponisten wie Maurice Ravel, Claude Debussy oder Sergey Rachmaninov haben für Welte aufgenommen, aber auch berühmte Pianistinnen und Pianisten der Jahrhundertwende wie Wladimir von Pachmann, Alexander Michalowski oder Fanny Bloomfield Zeisler. Nach zwei Spezialdiskotheken zu Welte Mignon, die beim SRF2 Publikum auf grosse Resonanz stiessen, gibt es nun eine dritte Folge. Dieses Mal kann das Publikum live mit dabei sein kann, wenn die Experten herauszufinden versuchen, welches denn nun die Aufnahmen von einem Welte Mignon sind und welche auf einem normalen Flügel eingespielt wurden anhand von Klaviermusik von Felix Mendelssohn, Eduard Grieg, J.S. Bach, Cécile Chaminade und Fréderic Chopin. Wir werden die Möglichkeit haben, den Komponisten Eduard Grieg als Interpreten seiner eigenen Klaviermusik zu hören und ihn mit modernen Einspielungen zu vergleichen. Auch Frédéric Chopins berühmter Minutenwalzer wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts von vielen Pianistinnen und Pianisten auf Welte Mignon aufgezeichnet, wie klingen sie im Vergleich zu späteren Aufnahmen? Was zeichnet das Spiel dieser Musikerinnen und Musiker aus? Welche Erkenntnisse können wir für einen heutigen Interpretationsansatz daraus gewinnen? Wieviel Freiheit ist eigentlich erlaubt? Wie stark beeinflusst uns allein der Klang einer Aufnahme in unserer Wahrnehmung der Interpretation? Über diese Fragen diskutieren der Pianist Tomas Dratva sowie der Tonmeister Andreas Werner als Gäste von Musikredaktorin Eva Oertle. Mit dabei zudem der Pianist und Klavierrollenspezialist Manuel Bärtsch, der dem Publikum Hintergrundinformationen zur Welte Mignon Technologie geben wird.

Om Podcasten

In der «Diskothek» reden wir über Musik und ihre Interpretationen. Zwei versierte Gäste mit guten Ohren vergleichen im Blindtest verschiedene Aufnahmen eines Werks und exponieren sich mit ihren Urteilen. In mehreren Hörrunden wird die Auswahl immer kleiner, bis die «beste» Aufnahme übrigbleibt – Spiel und Hörschulung zugleich. Die Werke stammen aus allen Epochen der klassischen Musik, vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Leitung: Theresa Beyer Redaktion: Jenny Berg, Annelis Berger (Fachführung), Florian Hauser, Benjamin Herzog, Eva Oertle, Moritz Weber Kontakt: [email protected]