# 152 Der Tag, an dem ... die heutige Nationalhymne zum ersten Mal öffentlich gesungen wurde

Der Tag, an dem... - Ein Podcast von Hamburger Morgenpost - Das Podcast-Team

Ex-Nationalspieler Mesut Özil sang sie nie mit. Fußballfans grölen sie, statt sie zu singen. Und Rechtsextremisten, die provozieren wollen, stimmen statt der dritten die erste Strophe an. Von der deutschen Nationalhymne ist die Rede. Hätten Sie gewusst, lieber Hörer, dass sie in Hamburg zum ersten Mal angestimmt wurde? Das war am 5. Oktober 1841, also vor fast genau 175 Jahren, vor dem Hotel „Streit’s“ am Jungfernstieg. Es ist eine turbulente Zeit: der sogenannte Vormärz – die Zeit vor der Revolution von 1848/49. An jedem 5. Oktober 1841 hält sich der Staatsrechtsprofessor Karl Theodor Welcker (1790-1869) aus Württemberg (nach ihm ist die Welckerstraße in der Neustadt benannt) in Hamburg auf. Er, ein berühmter Mann und Führer der liberalen Opposition, ist bekannt für seine mitreißende Reden. Im Oktober 1841 befindet er sich auf einer Reise durch Nord- und Mitteldeutschland, um Werbung für die Idee politischer Freiheit und die Verabschiedung einer deutschen Verfassung zu machen. Welcker logiert im Hotel „Streit’s“, und am Abend veranstaltet die begeisterte Bevölkerung einen Fackelzug ihm zu Ehren. Direkt vor dem Hotel wird ihm ein Ständchen gebracht: Die „Liedertafel von 1823“ stimmt das „Lied der Deutschen“ an, das Hoffmann von Fallersleben wenige Wochen zuvor auf Helgoland getextet hat. Fallersleben ist bei dieser Uraufführung selbst auch anwesend. Der Dichter stirbt 1874 an einem Schlaganfall. Sein Lied macht Karriere: Am 1. August 1922 erklärt Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) die erste Strophe zur Nationalhymne. Nach dem Zweiten Weltkrieg einigen sich Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und Bundespräsident Theodor Heuss darauf, künftig nur noch die dritte Strophe singen zu lassen. Nach Holocaust und verlorenem Krieg kommt die Zeile „Deutschland, Deutschland über alles“ nicht mehr gut an in Teilen Deutschlands und der Welt. Allerdings: Gemeint hat Hoffmann von Fallersleben keineswegs, dass Deutschland anderen Nationen überlegen sei. Er war ein Patriot, aber kein Nationalist. Mit „Deutschland, Deutschland über alles“ hat er 1841 nur zum Ausdruck bringen wollen, was er sich damals sehnlichst wünschte: dass die Kleinstaaterei in Deutschland aufhört, dass Bayern, Württemberg, Preußen und all die anderen Fürstentümer und Königreiche, zurücktreten hinter Deutschland, hinter das „einig Vaterland“.