Maximilian Popp: „Scholz muss aufpassen, dass er nicht überzieht“

Das Scholz-Update - der Bundeskanzler-Podcast - Ein Podcast von Lars Haider, FUNKE Mediengruppe - Mittwochs

Ist der radikale Kurswechsel in der deutschen Außenpolitik, den Olaf Scholz angesichts des Krieges eingeleitet hat, übertrieben? Maximilian Popp, Vize-Chef der Außenpolitik-Redaktion des „Spiegel“, hält die Ansagen des Bundeskanzlers zwar für überfällig, richtig und angemessen angesichts dessen, was gerade in der Ukraine passiert: „Aber grundsätzlich muss man sich fragen, ob es politisch vernünftig ist, aus so einem Moment heraus einen solchen U-Turn hinzulegen. Es ist schon atemberaubend: Wir laufen jahrelang mit vollem Tempo in eine Richtung, um dann innerhalb weniger Stunden zu sagen: Ab jetzt müssen wir in genau die entgegengesetzte Richtung laufen, und zwar mit derselben Vehemenz.“ Und es stellt sich automatisch die Frage, wie dieser Kurswechsel und die massiven Sanktionen des Westens auf den isolierten Autokraten im Kreml wirken: „Wenn Putin irgendwann in einem Überlebenskampf stecken sollte, in dem es auch um seine eigene Macht geht, läuft man Gefahr, dass er Dinge tut, die komplett unberechenbar sind.“ Die große Herausforderung sei bei allen Reaktionen, die richtig Dosis zu finden. „Wenn man überzieht, geht man in das Risiko, dass Putin Sanktionen wirklich als Kriegserklärung empfindet“, sagt Popp. Deshalb fände er eine Politik, die sich von einem Tag auf den anderen radikal dreht, nicht unproblematisch. Und wenn schon Dinge, „die gestern noch als unmöglich galten, heute möglich sind“, müsse man als Deutschland wenigstens so konsequent sein, und so schnell wie möglich auf Energie aus Russland verzichten, wenigstens auf Öl: „Das ist überfällig.“ Popp, der drei Jahre für den „Spiegel“ als Korrespondent in Istanbul war, sagt auch, wie er die Rolle der Türkei als Vermittler im Ukraine-Krieg einschätzt – und er spricht über die Lage von Journalistinnen und Journalisten in Ländern, in denen die Meinungsfreiheit unterdrückt wird.