#6 - Fatih Cevikkollu - Macht Migration krank?

book:deluxe - Der Büchertalk mit Bärbel Schäfer - Ein Podcast von Bärbel Schäfer - Mittwochs

Wir freuen uns, dass er da ist: Fatih Cevikkollu! Aufgewachsen als zweiter von drei Söhnen türkischer Gastarbeiter, hat der Autor und Schauspieler jahrelang im Schatten der Mauer gelebt. Die Mauer, die seine Mutter in Form von gepackten Kartons für die Rückkehr in die Heimat gebaut hatte. Was die Aussicht auf eine Rückkehr, die nie stattfindet, mit ihm, seiner Familie und vielen anderen Migranten gemacht hat, erzählt er heute bei book:deluxe. KARTONWAND Als Fatih Çevikkollus Mutter starb, war das für ihn ein Wendepunkt. Sie litt an einer Psychose und war im Alter nicht mehr gesellschaftsfähig. Und er fragte sich: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den psychischen Problemen und ihrem Schicksal als sogenannte Gastarbeiterin in den Sechzigerjahren in Deutschland? Alle Arbeitsmigrant:innen kennen sie, denn sie steht symbolisch für den Traum vom baldigen Glück in der Heimat: eine ganze Wand aus Kartons, in denen alles verstaut wurde, was schön und wertvoll war – für das spätere Leben in der Türkei. Willkommen war man in Deutschland nicht, doch was hält man nicht alles aus, wenn es nur von kurzer Dauer ist? Es lohnte sich weder, die deutsche Sprache zu lernen, noch sich ein Zuhause zu schaffen, schließlich sollte es bald zurückgehen. Die Kinder wurden als Kofferkinder hin- und hergeschickt. Was macht es mit Menschen, wenn sie irgendwann merken: Der Traum zurückzukehren hat sich nicht erfüllt? Fatih Çevikkollu beschreibt sein Leben und das seiner türkischen Familie, die Träume und Enttäuschungen seiner Eltern, und er spricht mit Expert:innen über die Folgen der Arbeitsmigration, die bis heute in den Familien Wunden hinterlassen hat. Ein Thema, das bisher nur in Fachkreisen behandelt wurde und dringend in den Mittelpunkt der Debatten gehört.