190906 22. Woche i. Jkr. Fr Zwischendurch nackt Lk 5,33-39

BetDenkZettel - Ein Podcast von BetDenkzettel - Sonntags

Auf einem Marktplatz ein nackter Mann. Ihm gegenüber sein Vater mit seinen Kleidern. Hinter ihm ein Bischof, der mit seinem Chormantel seine Scham bedeckt. So malte Giotto die öffentliche Bekehrung des hl. Franziskus auf dem Marktplatz von Assisi. An diese Nacktheit erinnert mich Jesu Wort vom alten Kleid, das mit Flicken vom neuen Kleid repariert wird. Viele von uns tragen den alten Mantel ihres gewohnten Lebens und üblichen Denkens. Und für die ausgefransten, fleckigen oder wundgescheuerten Bereiche nehmen wir Flicken von dem, was die Kirche so an Ausbesserungsmaßnahmen anzubieten hat. Aber Jesus ist nicht gekommen, um auszubessern, sondern um zu retten, zu erneuern, zu erlösen. Deshalb ist der Glaube keine Ausbesserungsmaßnahme. Er ist ein Lebensstil, der sich von einem Lebensziel her bestimmt. Wir sollen „Christus anziehen“, sagt Paulus (Gal 3,27). Daran erinnert das Kleid der Taufe. Seine Übergabe hat unser Leben geprägt. Doch muss es immer wieder angezogen werden. Manche haben es wie einen Kommunionanzug oder ein Brautkleid im Schrank hängen, bis es zu klein oder stockig geworden ist. Andere flicken mit dem neuen Kleid des Glaubens die Klamotten ihres gewohnten Lebens. Am Ende ist beides hin. Glauben heißt, sich das alte nehmen und sich mit dem neuen bekleiden zu lassen. Der Moment der Nacktheit dazwischen und die Frage, ob das neue Kleid wohl passt, macht vielen Angst. Der Moment der Nacktheit lohnt sich. Denn kein Kleid hat Euch je so gut gepasst, gestanden und zum Vorschein gebracht wie dieses. Fra' Georg Lengerke