190821 20. Woche i. Jkr. Mi Gott hat mich angefangen Mt 20,1-16a

BetDenkZettel - Ein Podcast von BetDenkzettel - Sonntags

Sonntags spielten Kinder unter dem Fenster meiner Kaplanswohnung auf dem Kirchplatz. Einmal sitzt später eines traurig auf der Treppe. „Und was ist mir dir?“, frage ich. „Niemand hat mich angefangen!“ Das muss die Seelenlage der müßigen Arbeiter auf dem Marktplatz sein. „Niemand hat uns angeworben!“ Hier geht es nicht um einen Job. Hier geht es um das Leben. Niemand hat uns angefangen! Die Traurigkeit ungelebten Lebens ist das eine. Das andere ist die Empörung über die vermeintliche Ungerechtigkeit. Doch hier geht es nicht um Arbeit und gerechten Lohn. Es geht um das Leben mit Gott und in seinem Dienst. Das Mitwirkendürfen ist schon der Lohn und die Ernte das Fest der Freude; der Denar ist Dreingabe der Güte und Ausdruck der gleichen Würde. Wo erkennbar wird, dass die Welt Gottes Weinberg und die Mitwirkung mit ihm Leben in Fülle ist, da ist die Kirche lebendig. Wo aber aus der Kirche eine Firma und aus einem heiligen Dienst ein bezahltes Hauptamt wird, wo aus einer Stellvertretung, die Gott Platz macht, eine Interessenvertretung wird, die ihren Platz behauptet, wo an die Stelle des Zeugnisses vom Reich Gottes ein politisches Programm und an die Stelle theologischer Argumente für die Gestalt der Kirche die Frage nach Arbeitnehmerrechten und Wirtschaftlichkeit tritt – da ist die abendliche Frustration im Weinberg zum öden Alltag ungelebten Lebens in der Kirche geworden. Guter Gott, du bist der Herr des Weinbergs und der Ernte. Mache Deine Kirche zu einem Ort, an dem die Menschen sagen können: Gott hat mich angefangen. Amen. Fra' Georg Lengerke