190417 Karwoche Mittwoch Verrat mit Ansage II, Mt 26,14-25

BetDenkZettel - Ein Podcast von BetDenkzettel - Sonntags

Es gibt zwei Weisen, sich vor dem Apostel Judas Iskariot in Sicherheit zu bringen: seine Dämonisierung und seine Idealisierung. Dämonisiert wird er als willenlose Inkarnation des Teufels. Das belege bspw. die gestrige Bemerkung, der Satan sei in ihn gefahren (Joh 13,27). Aber Judas war nicht zum Bösen verdammt. So etwas tut die Liebe Gottes nicht. Ungeachtet seiner Schwächen war er „einer der Zwölf“ (Mt 26,14), erwählt, berufen und mit Vollmacht gesandt – bis er sich selbst der Dynamik des widergöttlich Bösen überließ. Idealisiert wird er als auserwähltes Instrument Gottes, das Jesus die Gelegenheit gibt, sich entweder als machtvoller Messias im Sieg über seine Peiniger oder als der zu erweisen, der durch seinen Tod die Welt erlöst. Judas als Mitwirker der Erlösung – weil angeblich auch das augenscheinlich Böse eigentlich immer dem göttlich Guten diene. Wer sich so vor Judas in Sicherheit bringt, verkennt die schreckliche Möglichkeit des Judas in sich selbst. Als Jesus sagt: „Einer von Euch wird mich überliefern“, fragen die Jünger nacheinander: „Bin ich‘s?“ In der Matthäuspassion von J. S. Bach folgt auf diese Frage (in manchen Aufführungen praktisch ohne Pause) der Choral: „Ich bin‘s, ich sollte büßen …“ Erst, wenn wir uns der Möglichkeit des Judas in uns stellen und jener Momente, wo wir sie bereits verwirklicht haben, können wir uns bis auf den Grund unserer Gedanken, unserer Motive und unseres Herzens lieben lassen – und so wahrhaft Liebende werden. Petrus hat uns das vorgemacht. Fra' Georg Lengerke