Wirth erhält Kanzlermehrheit

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Mit Joseph Wirth amtierte seit Mai 1921 der bereits siebente Kanzler der noch so jungen Weimarer Republik – und mit seinen bei Amtsantritt 41 Jahren der bis heute jüngste obendrein. Die Probleme des als Vertreter des linken Zentrum-Flügels geltenden Wirth waren freilich im wesentlichen die gleichen wie die seiner sämtlichen Vorgänger und Nachfolger: fragile Mehrheiten, die es kaum möglich machten, den enormen außen- wie innenpolitischen Herausforderungen mutige Konzepte entgegenzusetzen. Seine Wiederauflage der Weimarer Koalition aus SPD, Zentrum und DDP war eigentlich auf eine Tolerierung durch die rechtsliberale DVP angewiesen, die vor dem Hintergrund von Eisenbahnerstreik und neuen alliierten Reparationsforderungen Wirth und vor allem dessen neuen Außenminister Rathenau allerdings nicht länger unterstützen wollte. Dass jener das von ihm angestrengte Vertrauensvotum am 15. Februar 1922 dennoch politisch überlebte, verdankte sich vor allem Stimmenthaltungen aus den Reihen der Unabhängigen Sozialdemokraten. Die Berliner Volks-Zeitung vermeldete es anderntags mit Wohlwollen. Es liest Frank Riede.