Welcher Film läuft im Reichstag?

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Dass die rasant populärer und ubiquitärer werdende Kinematographie ein gesundheitliches Risiko für die Allgemeinheit darstellen könnte, wurde sehr ernsthaft, manchmal alarmistisch, auch in den 20er Jahren vorgebracht. Kollektive Hysterie und andere Nervenerkrankungen würden durch den Konsum des Bewegtbildes in den unzähligen Kinos hervorgerufen. Paul Gutmann wagt in seinem Feuilleton vom 23. Februar im Berliner Tagblatt das Gedankenspiel, sich Berlin in naher Zukunft vorzustellen, in dem alle Bewohner vom Kino vereinnahmt sind, in dem sich der Lebensalltag den Kinonarrativen angeglichen hat. Mit beißender Ironie spielt er mit den fortschrittsoptimistischen Hoffnungen, aber auch mit den erwähnten gesundheitlichen Gefahren, die an die Kinematographie geknüpft wurden. Das Leben ist ein Film, die Menschen leben nur von großen Gesten, emotionalen Extremen und wirren Kriminalgeschichten. Jede Straßenszene ist ein Filmbild. Auf diese halluzinatorische Reise nimmt uns Frank Riede mit. Auch dieser Text enthält das N-Wort verbunden mit einer stereotypen Darstellung.