Was Briefmarken erzählen

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Was sagen die Briefmarken eines Landes über dessen Zustand aus? Diese pikante Frage stellt sich am 20. Juni 1922 in der Berliner Volks-Zeitung der Autor Karl Hans Strobl. Und gibt uns dabei nicht nur einige interessante Einblicke in die Postgeschichte verschiedener Länder, sondern auch in seine eigene politische Biographie. Aus dem mährischen Iglau stammend, engagierte sich Strobl bereits in jungen Jahren in der Deutschnationalen Bewegung und wurde später im österreichischen Ständestaat Mitglied der dort illegalen NSDAP. Den Anschluss Österreichs 1938 begrüßte er begeistert und wurde in seiner Folge Leiter der Reichsschrifttumskammer in Wien. Wenig verwunderlich also, dass er die kakanischen Marken mit dem Konterfei Kaiser Franz Josephs ebenso verachtete wie später jene der österreichischen Republik und auch für die Ikonographie der tschechoslowakischen oder jugoslawischen Postwertzeichen nur Spott übrig hat. Gnade vor seinem philatelistischen Auge findet – Überraschung! – vornehmlich Deutschland. Frank Riede hat für uns dennoch in Strobls Sammelalbum geblättert.