Von deutscher Seele

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Hans Pfitzner ist aus deutschen wie internationalen Musiksälen fast vollständig verschwunden. Zu tief war seine Verstrickung in den Nationalsozialismus, zu verstörend nimmt sich sein Bekenntnis zu dessen Antisemitismus auch noch nach 1945 aus, als das man seine Kompositionen irgendwie davon abgelöst rezipieren könnte. Vor einhundert Jahren war Pfitzner dagegen noch eine große Nummer, freilich auch schon damals umstritten und das auch aus weltanschaulichen Gründen. Die nachfolgende Kritik von Siegmund Pisling zu der Uraufführung von Pfitzners vielleicht berühmtesten Werk mit dem bezeichnenden Titel ‘Von deutscher Seele‘ führt tief hinein in diesem Thematik und besticht nicht nur durch analytische Schärfe, sondern auch durch die ausgeprägte Bereitschaft zur Differenzierung, durch Meinungsfreude jenseits von ‘Daumen rauf‘ und ‘Daumen runter‘. Aus dem 8-Uhr-Abendblatt vom 28. Januar 1922 liest für uns Frank Riede.