Von Austern in Zeiten der Hyperinflation

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Am 29. Oktober 1923 spricht in Deutschland alle Welt über Hyperinflation, Verelendung, Arbeiteraufstände und Putschgerüchte. Nur der Berliner Lokal-Anzeiger, und wir mit bzw. für uns Paula Rosa Leu, sprechen über ... Austern. Allerdings schießt Autor Adolf von Wilke gleich voraus, dass es auch für ihn aktuell beim „über Austern sprechen“, sie im Schaufenster betrachten und in Erinnerung schwelgen leider bleibe. Das allerdings tut er dann ausgiebig, und so erfahren wir nicht nur, wie vielfältig die Austernküche vor einhundert Jahren bereits war, sondern auch davon, dass noch während des Ersten Weltkriegs dank der neutralen Niederlande in Deutschland eine gewisse Grundversorgung mit dem edlen Schalentier bestand. Fünf Jahre nach dessen Ende gab es Austern in Berliner Delikatessgeschäften hingegen nur noch gegen internationale Valuta – und selbst für einen Berliner Lokal-Anzeiger musste man an einem ganz ordinären Montag 2 Milliarden Mark hinblättern.