Valutareise nach Tschechien

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

In der Nachwendezeit erregte das deutsch-tschechische Grenzgebiet durch Gartenzwerge am Straßenrand, Drogenschmuggel und besonders die dort allgegenwärtige Prostitution Aufmerksamkeit. In jedem, noch so verfallenen Grenzdorf blinkten Leuchtreklamen, die auf einen Nachtclub aufmerksam machten. Die Lage entspannte sich erst, als sich das Wohlstandsgefälle zwischen den beiden Ländern verringerte. Der Ausflug deutscher Männer über die Grenze ins Bordell war wohl schon vor dem Ersten Weltkrieg eine übliche Praxis, wie wir dem schwelgenden Reisebericht „Valutareise nach Tschechien“ von Hans Merz aus dem 12-Uhr-Blatt vom 20. Juni 1923 entnehmen können. Für die sonst doch recht prüden Zeitungen der frühen Zwanziger überrascht es schon, wie deutlich der Autor sich positiv an seinen eigenen Sextourismus erinnert, alle üblichen misogynen Frauenbilder inklusive. Für uns liest dieses Zeitdokument dennoch Frank Riede.