Paris, Bataclan etcetera

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Das Pariser Vergnügungsetablissement mit Konzertsaal Bataclan, das in orientalisierender Architektur 1865 errichtet und nach einer Operette von Jaques Offenbach benannt wurde, ist heute ein Ort, der an die Attacken durch den islamistischen Terrorismus in Frankreich erinnern lässt, richtete hier ja während eines Konzerts am 13. November 2015 eine dreiköpfige Dschihadistengruppe ein Blutbad an, bei dem 89 Konzertbesucher starben. Man könnte sagen: Das Ziel war sorgfältig gewählt. Traditionell hatte das Bataclan den Ruf, besonders für das lebensfrohe, libertinäre Partyvolk ein Magnet zu sein. Vor einhundert Jahren zeugt davon der Artikel von Mara Herberg vom 31. März 1922 aus der BZ am Mittag, in dem die Autorin das Leben, die Mode, den wiederkehrenden Luxus von Paris schildert – und eben auch die abendliche Vergnügungssucht. Doch sie ist nicht nur fasziniert von den Parisern und Pariserinnen. Der etwas spöttische Blick läuft auf eine klare Anklage hinaus, auf wessen Rücken die rauschenden Feste im Bataclan eigentlich gefeiert werden. Den Text, in dem Herberg zur Beschreibung des Publikums auf den Straßen von Paris heute zurecht nicht mehr salonfähiges rassistisches Vokabular benutzt, liest für uns Paula Leu.