Operation Nemesis: Das Attentat auf Talât Pascha

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Der türkische Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs zählt zu den dunkelsten Kapiteln des an Gräueln wahrlich nicht armen 20. Jahrhunderts, und, zumindest in einer Nebenrolle, ist auch an diesem von Deutschland aus mitgeschrieben worden. Nicht nur, dass die kaiserliche Regierung ihren Verbündeten am Bosporus deckte und sich trotz belastbarer Informationen über die Planungen eines Genozids jeglicher Intervention enthielt. Nach dem Ende von Krieg und Waffenbrüderschaft wurde Berlin überdies zu einem bevorzugten Zufluchtsort der Haupttäter. So hielt sich seit 1918 u.a. der federführend verantwortliche ehemalige Innenminister Talât Pascha in der Stadt auf, wovon nicht nur zuständige deutsche Stellen wussten, sondern auch das geheime armenische Rachekommando Operation Nemesis Wind bekommen hatten. Dessen Mitglied, der Student Soghomon Tehlirian, mietete sich daraufhin in unmittelbarer Nähe von Talâts Bleibe in der Charlottenburger Hardenbergstraße ein, beobachtete dessen Tagesabläufe – und schlug am 15. März 1921 auf offener Straße erfolgreich zu. Die lokalen Tageszeitungen waren anderntags voll von Meldungen über dieses spektakuläre Attentat. Das Berliner Tageblatt vom 16.3. rekonstruierte sowohl Talâts Leben unter falscher Identität in Berlin, als es auch von der Vernehmung des Attentäters berichtete und dessen Motive erläuterte. Für uns liest Frank Riede.