Neuwahlen zum Reichstag - ein Kommentar

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die Reichstagswahlen vom 4. Mai 1924 hatten die Parteien der politischen Mitte von SPD und DVP empfindlich geschwächt und die politischen Ränder – Deutschnationale und Völkische auf der rechten, die Kommunisten auf der linken Seite – erheblich gestärkt. Entsprechend schwierig gestaltete sich in der Folge eine Regierungsbildung. Die Koalition von Zentrum, DVP und DDP unter Wilhelm Marx hatte zwar bei weitem keine Mehrheit mehr, schaffte es aber immerhin, als Minderheitenkabinett den Dawes-Plan durch den Reichstag zu bekommen, der die deutschen Reparationszahlungen neu regelte, die deutsche Wirtschaft wieder kreditfähig machte und zur Grundlage eines schnell einsetzenden ökonomischen Aufschwungs werden sollte. In den Altonaer Neuesten Nachrichten vom 21. Oktober 1924 ist von diesem Kraftakt nichts zu lesen. Die Auflösung des Reichstages und die Entscheidung für Neuwahlen im Dezember kommentierte man hier eher polemisch mit einer Pauschalkritik an den gewählten Parlamentariern. Mehr dazu von Rosa Leu.