Nachwuchshoffnung Bertolt Brecht

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Dass ein gerade 24jähriger Jungdramatiker, der, abseits der Hauptstadt, soeben sein allererstes Stück auf die Bühne gebracht hatte und zuvor allenfalls mit etwas Kleinkunst auffällig geworden war, mit einem spaltenlangen Porträt geehrt wurde, passierte selbst im üppigen Feuilleton des Berliner Börsen-Courier nicht alle Tage. Dessen Theaterkritiker Herbert Ihering bewies jedoch einen sehr guten Riecher, als er es am 5. Oktober 1922 nicht bei einer Rezension der Münchener Uraufführung von Trommeln in der Nacht bewenden ließ, sondern diese zum Anlass nahm, ihren Autor Bertolt Brecht – von niemand anderem ist hier nämlich die Rede – kurzerhand zur größten Begabung der zeitgenössischen deutschen Dramatik auszurufen. Ihering hatte, wie wir erfahren, bereits auch die noch nicht aufgeführten Stücke Baal und Im Dickicht gelesen und erspürt, dass hier ein Dramatiker aus der Modewelle expressionistischer Zeitstücke herausragte. Er sollte sich bekanntlich nicht täuschen. Es liest Frank Riede.