Mussolini lässt Korfu beschießen

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die Causa ist heute unter dem Namen Korfu-Zwischenfall bekannt: Ein italienischer Offizier und vier Begleiter waren im albanisch-griechischen Grenzgebiet ermordet worden, der noch relativ frisch amtierende italienische Ministerpräsident Mussolini sandte darauf ein Ultimatum mit sieben Forderungen an die griechische Regierung, die von offiziellen staatlichen Entschuldigungen bis zu finanziellen Entschädigungen reichten. Und als Griechenland diese nicht alle erfüllte, schickte Mussolini Kriegsschiffe über die Straße von Otranto nach Insel Korfu und ließ die Inselhauptstadt beschießen und besetzen. Klassische Kanonenbootpolitik eines Jung-Diktators, der die Muskeln spielen lassen und die Entschlossenheit der europäischen Mächte und des neugegründeten Völkerbundes einmal testen wollte. Militärische Opfer forderte die Aktion nicht, aber bis zu 20 korfiotische Zivilisten kamen im italienischen Bombenhagel ums Leben, die meisten davon Kinder. Es liest Paula Rosa Leu aus der Berliner Morgenpost vom 1. September 1923, die diese schrecklichen Zahlen noch nicht kennt.