Klatsche zu Hause! Eine Operettenpremiere am Radiogerät

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Der Live-Übertragung einer Theateraufführung – wie auch einer Show-, einer Sport- oder politischen Veranstaltung – auf ein elektronisches Endgerät ist uns das Normalste auf der Welt und in „keinster“ Weise mehr Anlass für irgendeine Irritation. Ganz anders stellte sich die Situation vor einhundert Jahren für die Leute dar, die erstmals staunend vor ihren Radiogeräten saßen und dort in Echtzeit der Premiere in einem kilometerentfernten Theater beiwohnen konnten. Die Dialektik des Dabei-und-doch-nicht-dabei-Seins, die für diese Art Teilnahme über alle medialen Umbrüche hinweg durchaus charakteristisch geblieben scheint, stellte sich indes auch bei dieser Premiere im doppelten Sinne rasch ein: Man sah den Vorgang vor dem inneren Auge aufgehen, ortete die Soubrette auf Vor- oder Hinterbühne – und genoss doch zugleich Mokka und Zigarette. Aus der Vossischen Zeitung vom 22. Januar 1924 liest Frank Riede.