Im Obdachlosenasyl “Palme”

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die Unterstützung und Versorgung von Obdachlosen hat in Berlin eine lange Tradition, was auch von der Kontinuität dieser Herausforderung an die öffentliche Wohlfahrt zeugt. Eine der ersten Hilfseinrichtungen für Obdachlose in Europa entstand im Viertel Prenzlauer Berg, in der Fröbelstr., am damaligen Stadtrand von Berlin bereits 1886. Wegen einer Topf-Palme im Eingangsbereich erhielt das städtische Asyl den Spitznamen „Palme“. Hier konnten zunächst ca. 2000 Obdachlose eine Übernachtungsgelegenheit und hygienische Einrichtungen finden – 1920 war es für ca. 4 ½ Tausend Personen ausgelegt, aber dennoch oftmals überbelegt. Daher wurden die Zustände in der „Palme“ zu einem Sinnbild der herrschenden Armut. So reagierte der Vorwärts am 11. Januar 1922 auf Berichte von einem „Pennerball“, bei dem angeblich Wohlfahrtsmittel verschwendet wurden, mit einem schonungslosen Blick auf die Zustände in der Fröbelstr. – so schonungslos, dass wir darauf hinweisen wollen, dass die geschilderten Bilder teilweise verstörend wirken können. Paula Leu liest.