Hermes und der gute Wein

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Schmiergelder, Aufsichtsratsposten, Bobbycars – Geschenke an Politiker und der dahinter lauernde Verdacht der Bestechlichkeit sind ein zeitloses Thema. Auch die investigative Presse der jungen Weimarer Republik sah es in diesem Sinne vornehmerweise als ihre Aufgabe an, entsprechende Verfehlungen aufzudecken. Im konkreten Fall ist es die USPD-Parteizeitung Freiheit, die in ihrer Ausgabe vom 8. März 1922 den amtierenden Reichsfinanzminister Andreas Hermes mit einem im doppelten Sinne delikaten Vorwurf konfrontiert: Er soll noch in seinem vorherigen Amt als Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft etliche Flaschen edlen rheinischen Weines privat zu Dumping-Preisen bezogen haben. Was an dem Verdacht dran war, konnte das Recherchenetzwerk Auf den Tag genau kurzfristig leider nicht ermitteln. Unbedingt hingewiesen sei von unserer Seite jedoch darauf, dass sich Hermes in seinem weiteren Leben sehr wohl als Ehrenmann präsentierte. Wegen seines Widerstandes gegen das NS-Regime war er gleich mehrfach inhaftiert. Vor der Vollstreckung eines Todesurteils wegen seiner Verbindungen zum 20. Juli bewahrte ihn nur die Befreiung Berlins durch sowjetische Truppen. Es liest Frank Riede.