Halali im deutschen Wald

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die Jagd war bekanntermaßen die längste Zeit ein Privileg des Adels, und in der Tat ist die Autorin, die sich am 13. Oktober 1922 für den Berliner Lokal-Anzeiger „Auf Hirschsuche“ begab, eine zumindest angeheiratete ‘von und zu‘: Eva Gräfin von Baudissin entstammte zwar, genau wie zwei literarisch noch etwas bedeutendere Zeitgenossen, dem Lübecker Bürgertum, pflegte aber offensichtlich auch nach der bereits 1906 vollzogenen Scheidung von ihrem Ehemann und Schriftstellerkollegen Wolf Ernst Graf von Baudissin dann und wann aristokratische Freizeitbeschäftigungen, die sie in diesem Fall in den herbstlichen Forst führten. Was sie den städtischen Leserinnen und Lesern des auflagenstarken Lokal-Anzeigers aus dem Verlagshaus Scherl hier auftischte, war dabei freilich alles andere als eine Weichzeichnung des Jagdwesens. So effektvoll ihr Text im Geäst romantische Nebel wallen lässt, so wenig unterschlägt er zugleich die grausam-blutige Seite des Waidwerks, an das sich für uns Paula Leu heranpirscht.