"Große Koalition" mit Reichskanzler Stresemann

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Im August 1923 steuerte die Weimarer Republik auf ihre bis dahin größte Krise zu, bei der selbst ihr Fortbestand auf dem Spiel stand. Die Inflation hatte sich zur Hyperinflation entwickelt, der passive Widerstand in den besetzten Gebieten, der zunächst parteiübergreifend befürwortet wurde, stellte sich als Sackgasse heraus und musste aus wirtschaftlichen Gründen beendet werden. Und es war unklar, wie sich bei einem weiteren Putsch von rechts die Reichswehr verhalten würde. In dieser schwierigen Phase strebten die bürgerlichen und konservativen Kreise, die mit dem Kabinett Cuno die Regierung stellten, zunehmend eine „große“ Koalition mit der SPD an, damit diese die unpopulären Entscheidungen, die nun anstanden, mitzutragen hätte. Die SPD war dazu bereit, wollte aber keineswegs den Kanzler stellen. Und so stand sehr früh der Mitbegründer der nationalliberalen Deutschen Volkspartei Gustav Stresemann als Reichskanzler fest. Am 13. August bildete sich also das Kabinett Stresemann, das in der Form bis zum Oktober desselben Jahres Bestand haben sollte. Die Vossische Zeitung dieses Tages, die für 20.000 Mark zu erwerben war, stellt den neuen Kanzler vor. Es liest Frank Riede.