Für eine Abschaffung des § 175

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Der Paragraph 175, der in seiner Fassung von 1871 die Zitat: „widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts“ Zitat Ende, unter Strafe stellte, bestand in Abwandlungen bis 1994 fort und ist damit ein dunkles Kapitel der westdeutschen Nachkriegs-Rechtsordnung – zumal die Rehabilitierung der zwischen 1945 und 1994 Verurteilten noch bis 2017 auf sich warten ließ. Heute betreibt die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eine Hotline für Betroffene und bietet Entschädigungen für die Opfer des Paragraphen 175 an. Dass der Paragraph juristisch höchst fragwürdig war, war schon vor hundert Jahren offenkundig und Versuche ihn abzuschaffen wurden regelmäßig unternommen. So lesen wir in der liberalen Berliner Volks-Zeitung vom 9. April eine klare Stellungnahme gegen den Paragraphen, die die Menschenverachtung der Justiz, die den Paragraphen zur Anwendung brachte, herausstreicht, die Chancen auf eine Abschaffung aber, leider realistisch, als nicht sehr hoch einschätzt. Wir bringen dieses spannende Zeitdokument, obgleich die Bezeichnungen der Homosexuellen sowie die Ausführungen zu ihrer sexuellen Orientierung für heutige Standards zu Recht als diskriminierend zu betrachten sind. Wir folgen der Argumentation eines Autors, der deutlich für die Rechte der Homosexuellen eintritt, es aber nicht als Widerspruch empfindet, zugleich Deutschland gegen den Vorwurf aus dem Ausland zu verteidigen, die Zahl der Homosexuellen sei in Deutschland besonders hoch. Frank Riede macht dessen Text für uns hörbar.