Faust im Lessingtheater

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Berlin mag im 21. Jahrhundert unverändert eine pulsierende Theatermetropole sein – über ganz so viele große Bühnen wie vor einhundert Jahren verfügt es nicht mehr. Zu den nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebauten und heute nur noch Insidern bekannten diesbezüglichen Einrichtungen zählt das Lessingtheater, das 1888 unweit von Lehrter und Hamburger Bahnhof, am heutigen Kapelle-Ufer errichtet wurde und dessen Mauern – bis zu seiner Zerstörung bei einem späten alliierten Bombenangriff im April 1945 – einige allemal prominente Uraufführungen erlebte. Gerhard Hauptmanns Vor Sonnenaufgang, Und Pippa tanzt! sowie seine Ratten erblickten hier genauso das Licht der Theaterwelt wie Arthur Schnitzlers Anatol oder Henrik Ibsens Baumeister Solneß. Ende Februar 1922 stand indes keine zeitgenössische Dramatik, sondern der deutsche Klassiker schlechthin neu auf dem Spielplan: Goethes Faust, in einer Inszenierung von Victor Barnowsky, ausgestattet von Lovis Corinth, mit Theodor Loos, Emil Jannings und Käthe Dorsch in den Hauptrollen. Letzterers Gretchen wurde allenthalben hymnisch gefeiert. Ansonsten fielen die Kritiken zeitungsübergreifend, nun ja, zwiespältig aus, so auch die von Josef Adolf Bondy im 8-Uhr-Abendblatt vom 24.2. Näheres weiß Frank Riede.