Ein Brief aus dem besetzten Bad Ems

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Anders als es der heute meist gebräuchliche verkürzende Begriff „Ruhrbesetzung“ suggeriert, erstreckte sich der französische Militärvorstoß nach Deutschland im Frühjahr 1923 auf sehr viel mehr Gebiet als ‘nur‘ auf die industrielle Herzkammer zwischen Duisburg und Dortmund. Da man in Washington den Versailler Friedensvertrag nicht ratifiziert hatte, übernahmen französische Truppen Ende Februar auch die formal bereits seit 1919 bestehende US-amerikanische Besatzungszone, die zwischen Köln und Koblenz auch auf rechtsrheinische Territorien ausgriff, und errichteten dort, ähnlich wie weiter nördlich, ein vergleichsweise harsches Okkupationsregiment. Betroffen, neben vielen anderen Orten, war auch das traditionsreiche Kurbad Ems, dessen Betrieb im Zuge dieser Entwicklungen offensichtlich fast vollständig zum Erliegen kam. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls ein ‘Brief‘ von dort, den die B.Z. am Mittag am 27. April abdruckte – und den für uns Frank Riede liest.