Edvard Munch ist zurück in Berlin

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Als der norwegische Maler Edvard Munch auf Einladung des Berliner Kunstvereins 1892 erstmals Gemälde in Deutschland präsentierte, geriet diese Ausstellung zum wohl größten Kunstskandal der Kaiserzeit. Konservative Vereinsmitglieder und Kritiker meuterten gegen die als ‘anarchisch‘ diffamierten Exponate und setzten einen Abbruch der Schau nach nur wenigen Tagen durch. Knapp dreißig Jahre und viele Umdrehungen der Moderne später sah die Kunstwelt trivialerweise völlig anders aus. Munch war längst auf dem Weg zu einem Klassiker der Moderne, und seine Rückkehr nach Berlin, diesmal in der Galerie des Kunsthändlers Paul Cassirer, wurde entsprechend zu einem großen Erfolg bei Publikum und Kritik, dem sich auch der Vorwärts vom 4. April 1921 nicht in den Weg stellen wollte. Wobei dessen Kritiker John Schikowski durchaus nicht verhehlen mochte, dass ihm die alten, seinerzeit für anstößig befundenen Werke besser gefielen als der für ihn neue ‘spätere‘ Munch. Es liest Frank Riede.